Pferde im Reitstall Mileder

Die Pferde können das

Solltet ihr jemals zum Reitstall Mileder kommen, wundert euch nicht. Da gibt es von der Bundesstraße eine kleine Holzbrücke links. Dahinter ein graues, breites Tor, das dich nicht ahnen lässt, welch großes Pferdeparadies sich dahinter verbirgt. Ein insgesamt 11 Hektar großes Areal, bestehend aus riesigen Weideflächen, die sich bis zum recht weit entfernten Wald erstrecken, zwei gepflegten Reitplätzen, einem ziemlich großen Roundpen, einer Halle, einem Wiesen-Springplatz und einem großen Aktivstall für eine wirklich bunte Pferdeherde.  

Besuch im Reitstall Mileder

Aber dazu ein bisschen später. Ich war ja gerade noch bei der Holzbrücke. Als ich mit meinem (ziemlich schweren) Auto dort bin, beschleichen mich klitzekleine Zweifel, ob ich da überhaupt drüber fahren kann. Um mir die Peinlichkeit eines Absturzes zu ersparen, rufe ich sicherheitshalber Madeleine an.

Madeleine Weiss zeichnet im Reitstall Mileder für den Reitunterricht auf Islandpferden verantwortlich. Es gibt dort nämlich die Reitschule Hamingja, deren Betreiberin sie ist – gemeinsam mit ihrer Kollegin Judith Srb. Groß und Klein kann hier bei den beiden auf Islandpferden reiten lernen. Außerdem sind sie wohl zuständig für gute Laune und allzeit positive Energie. Madeleine weiß schon, warum ihr Handy läutet. Ohne dass ich was sage, lacht sie ins Telefon: „Ja, du kannst über die Brücke fahren, ich mach dir das Tor auf!“

Madeleine Weiss

Also trau ich mich. Wenn Madeleine das so sagt. Das graue Tor öffnet sich langsam – und gibt den Blick frei auf das große, dahinterliegende Reitstallgelände. Ich parke mein Auto und begrüße die lächelnde Madeleine. Hinter ihr steht ihre Kollegin Judith Srb, eingepackt in Overall und Pudelhaube. Es ist sehr kalt und windig hier. Trotzdem strahlt auch Judith Fröhlichkeit und gute Laune aus. Ich glaube, der Name Hamingja (Isländisch für Glück) passt hier recht gut. 

Judith Srb und ich

Madeleine bietet mir einen Spaziergang über das Gelände an. Wir gehen am Roundpen und etwas kleineren Viereck vorbei, bis wir beim größeren Viereck ankommen. Madeleine macht mich mit Pia bekannt, der Freundin des Stallbetreibers Moritz Mileder. Sie ist ursprünglich Springreiterin- und trainerin, hat sich nun aber zusätzlich auch der Dressurarbeit verschrieben. Pia ist gerade mit Reitunterricht beschäftigt: ein Großpferd samt Reiter galoppiert im Schaukelgalopp an uns vorbei. Pia und ich wechseln ein paar Worte und ich schlendere mit Madeleine weiter.

Kleines Viereck

Sehr gepflegt sind die Reitplätze und das Roundpen auf der rechten Seite, fällt mir auf. Links der Springplatz auf einer großen Wiese. Vor uns erhebt sich ein Hügel, der in der Ferne von Wald begrenzt ist. Eine große grüne Fläche, die den Pferden im Sommer als Weidefläche zur Verfügung steht. „Das Ausreitgelände hier ist fantastisch“, schwärmt Madeleine. Aber – so ist dies nun mal vor den Toren Wiens so üblich – für das Ausreiten muss eine Jahresgebühr für die Erhaltung der Reitwege bezahlt werden.

Wir gehen weiter und betreten das eigentliche Stallgelände, das große Zuhause der vielen Pferde, die hier leben. Rechts ein langgezogenes Gebäude, mit Stüberl, Sattelkammer und Sattelplatz davor. Auf der linken Seite entdecke ich auf einem großen Paddock ein paar Islandpferde bei einer Heuraufe. Sie fressen gemeinsam die Heulage, die Moritz Mileder übrigens selbst produziert.

Islandpferde fressen Heulage

Wenn ich Islandpferde sehe, muss ich einfach zu ihnen (wenn ich darf). Madeleine folgt mir.

Sie macht mich auf den Boden aufmerksam. Der Untergrund, auf dem die Pferde hier im Aktivstall stehen, ist immer wieder anders. Mal steinig, mal erdig, mal mit Bodenplatten belegt … Moritz möchte, dass die Pferde, wenn sie im Aktivstall unterwegs sind, aufmerksam bleiben. Deshalb spazieren sie immer auf anderem Bodenbelag.

Paddock

Als sich mein Blick von den wuscheligen Islandpferden lösen kann, entdecke ich unter einem Dach viele weitere Pferde. Warmblüter, Haflinger, Lusitanos, Irish Tinker, Araber und noch ein paar weitere Islandpferde. Sogar einen Noriker gibt es hier! Wir spazieren quer durch, von einem Pferd zum anderen. Madeleine kann uns alle Namen verraten, sie kennt die Besonderheiten jedes einzelnen Pferdes.  

Fressplätze gibt es viele, es herrscht ein völlig friedliches Miteinander. Isländer frisst neben Noriker, Lusitano neben Warmblut. Madeleine erklärt mir, dass hier Groß- und Kleinpferde miteinander leben, auch Stuten und Wallache werden nicht getrennt. Nur die Hengste stehen woanders. „Die Pferde können das – sie können friedlich zusammenleben – nur die Menschen denken, dass Pferde das nicht können.“, zitiert Madeleine Moritz, den Stallbetreiber. Für Moritz geht nichts über das Pferdewohl, deshalb hat er sich all das hier überlegt. Seit Generationen schon ist dieser Betrieb in Familienbesitz.   

Glückliches Islandpferd

Weiter geht unsere Stallbesichtigung. Hinter den Fressplätzen öffnet sich eine große, relativ dunkle Liegehalle, deren Belag ein echter Waldboden ist. Drei Pferde stehen gerade im Inneren der Liegehalle und kommen neugierig auf uns zu.

Wir begrüßen die freundlichen Tiere und kommen dann zum eigentlichen Aktivstall – Madeleine zeigt uns den Weg, den die Pferde im Laufe eines Tages hinter sich bringen, um vom Heu zu den Tränken zu kommen und wieder zurück. Bei Tag und bei Nacht. Das hilft den Pferden, fit und aktiv zu bleiben.

Islandstute Hallastjarna

Hinter dem Stallgebäude entdecke ich dann endlich Stormur frá Djúpárbakka, den schicken, weißen Hengst von Madeleine, der eingepackt in eine blaue Decke friedlich mit seinem Hengstkollegen Hektor frá Skidbakka III einen Berg Heu frisst. Auch das ist ein schönes Bild für mich: zwei Hengste völlig friedlich vereint. Kino haben die beiden übrigens den ganzen Tag, liegt ihr kleiner Paddock doch neben der Strecke, die die anderen Pferde täglich abgehen müssen. Mit ein bisschen baulichem Abstand – versteht sich.

2 Hengste, die sich mögen

Es ist schon spät geworden. Die Dämmerung senkt sich über das Gelände. Langsam wird es Zeit, mich zu verabschieden. Judith unterrichtet bereits ein Mädchen auf einem Islandpferd. Im Roundpen düst ein Großpferd im Kreis. Madeleine begleitet mich wieder zum Parkplatz. 

Das Tor öffnet automatisch und ich mache mich auf den Weg nach Hause. Diesmal weiß ich, dass ich die Holzbrücke ganz leicht überqueren kann.

Katharina beim Schreiben

Was für ein besonderer (Island)Pferdeort, denke ich mir. Eigentlich bin ich wegen einer ganz anderen Geschichte hierhergekommen – aber von manchen Pferdeorten muss ich euch einfach erzählen.

Es gibt so viele. So schöne. So pferdefreundliche.

Der Reitstall Mileder und die Leute, die hier arbeiten, gehören definitiv dazu. 

Danke, dass ich euch besuchen durfte! Und danke an Sandra Tögel, dass du mich begleitet und mir so tolle Fotos zur Verfügung gestellt hast.  

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