Das Risiko war zu hoch

Für Carina Seyrlehner-Perndl hat die Saison 2022 eigentlich vielversprechend begonnen. Die MEM – Teilnahme hätte das reiterliche Jahr gekrönt. Doch – manchmal kommt es leider anders, als geplant …

Hier kommt das große (Fast-) MEM Interview mit Carina Seyrlehner-Perndl.

miia: Carina, wie ist denn bisher die Saison 2022 für dich verlaufen?

Carina: Die Saison 2022 hat sehr gut begonnen. Beide meine Pferde waren fit und gut drauf. Mit meiner Stute Sóla habe ich viel Pass trainiert in Weistrach, aber auch bei Nelly Auer im Haus der Pferde. Mein Wallach Reidatýr ist ja ohnehin ein „alter Hase“, er kennt die Prüfungen, er kennt die Aufgaben. Ich konnte bei den Turnieren viel aus dem Training umsetzen, wenn natürlich auch nicht alles. Mit Sóla bin ich in Andorf gestartet, mit Reidatýr in Semriach und mit beiden zusammen dann noch in St. Radegund. Mit Reidatýr war ich echt zufrieden. Mit Sóla nicht so ganz, aber am Turnier lässt sich ja leider nicht immer alles so umsetzen wie gewünscht.

Carina Seyrlehner-Perndl_privat

miia: Wie war deine Reaktion, als du gehört hast, dass du dich mit Reidatýr für die MEM qualifiziert hast?

Carina: Ich habe mich sehr gefreut. Ich bin ziemlich ehrgeizig, musst du wissen. Und ich habe immer die Motivation in einer Turniersaison erfolgreich zu sein. Ich war schon 2013 bei der der WM mit dabei und 2018 auf der MEM – und ich hätte es echt sehr gerne wieder probiert.

Carina Seyrlehner-Perndl_by  Neddens Tierfotografie

miia: Aber es kam anders, als gedacht …

Carina: Ja, es kam leider anders. Dazu muss ich sagen, dass Reidatýr 2020 eine Ringband-OP hatte. Es ging ihm heuer sehr gut, er war fit, er hat ja nach der OP im Corona-Jahr lange Zeit gehabt, um sich zu erholen. Eine Woche nach der diesjährigen ÖM hat mir aber seine Sehne Sorgen gemacht. Zuerst habe ich gehofft, dass der Beschlag das Thema wäre – aber das war es leider nicht. Es geht ihm jetzt wieder besser und ich hätte ihn schon zur MEM mitnehmen können. Aber das Risiko, dass er letztendlich in Norddeutschland mit einer dicken Sehne aus dem Transporter steigt, war mir einfach zu hoch. Das wollte ich nicht und will ich nicht für ihn.

miia: Es folgte der Anruf beim ÖIV …

Carina: Ja klar. Ich wollte den ÖIV rechtzeitig darüber informieren, dass ich mit Reidatýr nicht starten würde können. Ich wollte das rechtzeitig sagen, damit jemand anderer die Chance bekommt, mitzufahren. Bei diesem Telefonat habe ich aber erfahren, dass ich mich ohnehin auch mit Sóla qualifiziert hatte und nachrücken konnte. Ich hätte somit mit beiden Pferden fahren dürfen. In dem Moment habe ich mich extrem gefreut. Es war nämlich eigentlich immer mein Ziel, mit Sóla zur MEM zu fahren! Ich war richtig aus dem Häuschen vor Freude.

Zur Erklärung: ich habe Sóla selbst gezogen und selbst ausgebildet. Da ist die Freude natürlich überwältigend.  

ABER: 4 Stunden später war auch dieser Traum geplatzt. Der Hufschmied hat kurz nach meinem Telefonat mit dem ÖIV eine hohle Wand bei Sólas Huf festgestellt. Das ist generell keine schlimme Sache, das ist ein Hohlraum in der Hufwand, der ganz einfach wieder rauswächst. Das Risiko einer zu großen Belastung wäre aber zum jetzigen Zeitpunkt zu hoch. Vor allem bei den Bewerben auf der Passbahn. Also habe ich auch für meine Stute anders entschieden. Das Tierwohl hat absoluten Vorrang für mich. Ich bleibe mit beiden Pferden zuhause.

miia: Wie ist es dir im Moment dieser Entscheidung gegangen?

Carina: Ehrlich gesagt, katastrophal. Ich war richtig fertig. Mit 2 Pferden qualifiziert und beide nicht fit to compete, das ist natürlich bitter.  

miia: Wie geht es Sóla und Reidatýr denn jetzt?

Carina: Es geht beiden sehr gut. Reidatýrs Sehne ist ab und an ein bisschen empfindlich, vielleicht hat das auch mit den schwankenden Temperaturen zu tun. Er ist normal reitbar (aber nicht „sportreitbar“) und wird vorsichtig auf hartem Boden geritten, um seine Sehne zu schonen. Sóla ist quietschvergnügt wie immer. Beide vertragen die aktuelle Hitze recht gut und sie lieben ihren Paddock mit Naturschatten.

Carina Seyrlehner-Perndl_privat

miia: Was wirst du jetzt statt der MEM machen?

Carina: Ich werde Zeit mit meinem Mann verbringen, den Pferden und meinem Hund 😊.

miia: Was wünscht du deinen Stallkolleginnen, die sich für die MEM qualifiziert haben?

Carina: Das Allerallerbeste! Ich wünsche ihnen allen, dass sie ihr eigenes Ziel (oder noch mehr) erreichen. Ich wünsche ihnen eine gute Fahrt und eine wunderschöne Zeit in Norddeutschland. Sie sollen dieses Turnier in vollen Zügen genießen. Ich werde ganz sicher von zu Hause aus mitfiebern, werde auf Alendis-TV zuschauen, egal, was ich zu dem Zeitpunkt eigentlich zu tun hätte. Ich lasse mir ihre Ritte ganz sicher nicht entgehen 😊.

miia: Ich finde, auch (Fast-) MEM-Teilnehmer*innen sollten sich einem Word-Rap stellen! Bist du bereit?

Carina: Na klar 😊 …

Schwimmbad oder Berggipfel? Berggipfel
Tsatsiki oder Liptauer? Tsatsiki
Jennifer Aniston oder Angelina Jolie? Angelina Jolie
Galopp oder Pass? Pass
Dubai oder Fürstenfeld? Dubai
miia:momentum oder miia.morgenrot? miia:momentum
Lilien oder Sonnenblumen? Sonnenblumen
girls` night oder time for two? girls` night
Stute oder Hengst? Stute
Huf auskratzen oder Mähne bürsten? Mähne bürsten
Orange oder grün beim Twinny? grün!

Liebe Carina, ich danke dir ganz herzlich für dieses Gespräch. Zeigt es doch, dass Tierliebe und Tierwohl wichtiger sind, als jede Schleife, die man gewinnen kann – und sei sie noch so besonders.

Danke auch fürs Mitmachen beim super-tiefenpsychologischen Word Rap 🙂 .

Ich freue mich schon riesig auf Carina beim miia:momentum im kommenden Oktober. Bin schon gespannt, mit welchem Pferd sie anreisen wird. Zeit ist ja noch genug für beide, um wieder völlig gesund zu werden.

ps: Das große Beitragsbild stammt von Vicky Fellinger!

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