Von glücklichen Islandpferden

Nach drei Tagen zugegeben völliger Untätigkeit meinerseits, unterbrochen durch anstrengendes Nachdenken über Fragen wie “Wie füllt man Tacos mit dem restlichen Weihnachtstruthahn”, “Sollen Vanillekipferln ein bisschen gatschig sein” und “Warum jagt man als Kater Christbaumkugeln durch die Wohnung” bin ich wieder zurück. Eigentlich wollte ich jetzt mal zwei Wochen den Computer abgedreht und miia miia sein lassen, aber eben nur eigentlich. Denn es gelingt mir nicht. Zu viel Weihnachtliches gibt es noch von Österreichs Islandpferdewelt zu erzählen und das passt eigentlich nur jetzt. Nicht eigentlich. Echt nur jetzt.

Aaaaalso, ich muss euch noch von etwas erzählen.

Nämlich von meinem kleinen Ausflug, den ich am Samstag, eine Woche vor Weihnachten, mit der Noch-Hobby-Fotografin Viktoria Riegler unternommen habe. Erinnert ihr euch? Am Vormittag dieses besagten Samstages habe ich den Lindenhof von Jasmin Scherübel besucht, ein wunderschöner Islandpferdeort, ein wunderbar gepflegter Hof, 5 glückliche Islandpferde, Weihnachtskekse und Kaffee – Herz, was willst du mehr?

Jasmin Scherübel und Hrimnir_Foto privat

Also – mein Samstag hatte supergut begonnen. Aber Viktoria und ich hatten danach noch keinen Feierabend. Nein, nein, nein. Nach einem guten Mittagessen in einem Landgasthaus sind wir eine halbe Stunde weiter gefahren. Zum Islandpferdehof Heppni Hestur, der 25 km südlich von Graz, in Krumegg zu finden ist. Er umfasst ein großes Areal, dieser Hof. Ca. 8 Hektar gehören dazu, und dennoch ist der Ort, an dem wir erwartet werden, ein sehr kleiner. Auch diesen Ort finden wir nicht auf Anhieb.

Während ich mit Julia von Heppni Hestur telefoniere, um doch noch den richtigen Weg zu finden, bleibt eine freundliche Frau neben meinem Auto stehen und fragt, ob wir zufällig Heppni Hestur suchen. Nachdem wir das erleichtert bejahen, deutet sie uns den richtigen Weg und nach einer Minute Fahrt parken wir unser Auto oben an der Straße. Man muss nämlich – so sieht es aus – einen relativ steilen Weg nach unten gehen, um tatsächlich zum Islandpferdehof zu gelangen.

Auf dem Weg nach unten siehst du schon ein Viereck am Waldesrand. Du hörst Hunde, die bellen. Du siehst ein paar Pferde, die dich neugierig ansehen. Und – wenn du das Glück hast und vor Weihnachten kommst – riechst du vielleicht schon Kekse und Glühwein, die eventuell auf dich warten.

Als wir beim Haus ankommen, sind schon einige Menschen da. Islandpferde werden in der Stallgasse geputzt und auch ein kleines Shetlandpony – Lucy wie ich später von der jungen Reiterin lerne. Eine Katze streicht zwischen den Islandpferden herum und beobachtet ganz genau, wie die Pferde gesattelt und gezäumt werden.

Viktoria und ich beobachten diese kleine, emsige, friedliche Weihnachtswelt ein bisschen, bis ein freundlicher Mann mit Mütze auf dem Kopf auf mich zukommt und sich mir als Werner Rupp vorstellt. Er ist gut aufgelegt und deutet gleich auf eine junge, blonde Frau, sie sei Julia, seine Tochter. Gemeinsam mit Julia und Anna betreibt Werner den Islandpferdehof Heppni Hestur, wo er seine große Liebe zu den Islandpferden leben kann.

Julia kommt mit Weihnachtsmütze auf dem Kopf auch gleich lächelnd auf uns zu und begrüßt uns. Man sei gerade dabei, ein paar Pferde zu putzen, denn man wolle jetzt, bevor die Weihnachtsfeier losgehe, ein bisschen reiten. Eine Stute, die gerade vom Feiertagsgatsch befreit wird, ist Vilma, die ich wiedererkenne, hat sie doch einmal am Islandpferdehof Gut Sachsengang gelebt. Lustig, wie auch Pferde durch Österreich touren 🙂 !

Wir stehen in der Stallgasse und Werner erzählt mir die Geschichte, wie er zu Islandpferden gekommen ist. Schon als Kind hatte er ein Islandpferd und ist – auch wenn er sich kurze Zeit den Arabern gewidmet hatte – von dieser besonderen Pferderasse nicht mehr weggekommen.

Besonderen Wert legt Werner auf die Aufzucht von jungen Pferden. “Sie sollen hier, auf unserem riesengroßen Gelände möglichst naturbelassen aufwachsen. Am besten so wie in Island.”

So werden die Jungtiere auf den großen Wiesen sich selbst überlassen, Werner schaut aber täglich immer wieder bei ihnen vorbei und sieht nach, ob es ihnen auch gut geht. Die jungen Tiere lernen von Werner auch das Fohlen-ABC, sodass man nach den ersten Lebensjahren gut mit ihnen arbeiten kann. Werner interessiert sich sehr für Island, das Islandpferd und dessen Aufzucht, die isländische Art zu leben. So macht er sich immer wieder auf den Weg nach Island, um dort weiter zu lernen. Werner besucht selbst Kurse bei Trainern, von denen er viel lernen möchte.

Ich unterhalte mich sehr gerne mit Werner. Ich mag Menschen, die sich selbst als Lernende sehen. Die trotz großen Wissens wissbegierig bleiben und weiterlernen wollen. Vielleicht liegt Werners Art zu denken an seiner hauptberuflichen Tätigkeit für das Schloss Retzhof, einer österreichweit bekannten Einrichtung der Erwachsenenbildung. Den Islandpferdehof betreiben Werner und Julia in ihrer Freizeit.

Neben der Jungpferdeaufzucht gibt es auf Heppni Hestur aber auch einige Einsteller und Reitschüler. Im Sommer bietet das Holzhaus genug Platz für Kinder und Jugendliche, die hier eine Woche voller Spaß, Kreativität und Pferdeabenteuer verbringen wollen. Organisiert werden diese Wochen von Julia, die voller Ideen für die Kinder ist.

Hier reiten Familien, die ein gemeinsames Hobby haben. Die hier ihre Freizeit fernab von Stress verbringen möchten. Das Turnierreiten und der sportliche Ehrgeiz haben hier weniger Bedeutung. Hier geht es um Freizeit ohne Leistungsgedanken, um Zeit, die man einfach miteinander verbringt. Beim Steirer-Cup reite man aber natürlich trotzdem mit. Mit Erfolg übrigens!

Wir gehen den Weg weiter hinunter zum Reitplatz, wohin sich nun auch die Pferde mit ihren Reitern bewegen. Ich erfahre, dass der Platz neben dem Viereck ein überdachtes Roundpen werden soll. “Die Bauarbeiten sind in vollem Gange, nur das Wetter macht uns gerade einen Strich durch die Rechnung!” ruft Werner mir zu und schwingt sich auch auf ein Pferd. Gemeinsam mit Tochter Julia und zwei Kindern zeigt er seine Reitkünste.

Nach dem Weihnachtsreiten zeigt mir Werner noch einen seiner Araber, die er vor Jahren gezüchtet hat, bevor er wieder zu den Islandpferden zurückgekommen ist. Es dämmert schon, als wir das kleine Holzhaus betreten.

Wohlig warm ist es da. Um einen Tisch drängen sich viele Einsteller – Kinder, Jugendliche, Erwachsene. Auch Viktoria sitzt schon mitten unter den plaudernden Feiergästen, trinkt einen Glühwein und unterhält sich gut. Ich ergattere auch noch ein kleines Plätzchen und fühle mich gleich unheimlich wohl. Eine große Familie sitzt da um den Tisch, dieses Gefühl hat man gleich. Mütter, Väter, Kinder, Partner – sie alle haben ein gemeinsames Hobby. Ich erfahre, wie Reitlager auf Heppni Hestur ablaufen und warum hier auch die Väter reiten. Ich erfahre, dass der Steirer-Cup nächstes Jahr einen neuen Namen haben wird. Es ist wohlig warm, ist doch gleich neben dem großen Tisch eine kleine Küche. Große Töpfe mit Glühwein blubbern vor sich hin. Auf dem Tisch stehen Brettljause, Aufstriche, Brot, Kekse … da könnte man lang bleiben.

Das Beste? Kann ich gar nicht sagen. Vielleicht das kleine Weihnachtskonzert, das Werner mit einem Mädchen für die versammelte Festgemeinde gespielt hat?

Nach dem Konzert und dem Essen gehen alle noch einmal ins Viereck hinunter und schauen einer Einstellerin zu, die mit ihrem Schecken tolle Zirkuslektionen vorführen kann.

Es ist schon spät und sehr dunkel, als Viktoria und ich uns wieder auf den langen Heimweg machen. Wir gehen den steilen Weg nach oben, in den Boden gesteckte Lichter weisen uns den Weg zum Auto.

Ich danke den Menschen von Heppni Hestur für ihre enorme Gastfreundschaft. Ihre Liebe zu den Islandpferden. Ihre Gemeinschaft und ihre kleine Weihnachtsfeier, bei der ich dabei sein durfte. Danke.

So, jetzt hab ich euch alles über meinen Samstag erzählt. Fast zwei Wochen ist das nun her. Ich habe an diesem Tag zwei wunderbare, völlig verschiedene Islandpferdeorte kennenlernen dürfen. Die Liebe zu den Islandpferden geht in Österreich vielerlei Wege. Und das ist gut so, finde ich.

ps.: Die Fotos dieses Beitrages sind zum Teil von mir, zum Teil von Viktoria gemacht. Ich wette, ihr erkennt den Unterschied 😉 !

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