Good times in Iceland

Ich sitze nach einem wunderbaren Spätnachmittag, den ich mit meinen Pferden verbracht habe, bei meinem Schreibtisch (während übrigens meine Lieblingsnachbarn bei einer Zirbenschnaps-Verkostung im Wohnzimmer sitzen) und überlege mir, wie es denn meinen Freunden geht, die jetzt gerade in Island sind. Sie sind auf Pferdesuche für Maria, ich möchte die Truppe hier liebevoll die “Taskforce Maria`s perfect horse – kurz TMPH” nennen. Kein leichter Auftrag. Maria ist eine exzellente Islandpferdereiterin und sucht DAS Pferd. Sie wird es finden, ich bin davon überzeugt. Mit an Bord Lilja, die nach dem TMPH-Einsatz gleich in Island bleiben wird. Für viele Monate. Ich werde sie vermissen, wer wird denn jetzt so unerschrocken mit mir und Náma ausreiten gehen?

Was erwartet Lilja aber in Island? Viele junge Islandpferdereiter scheinen den Weg in den Norden auf sich zu nehmen, um Islandpferde und das Leben mit ihnen im Land ihrer Herkunft richtig kennenzulernen. Mit allem, was dazu gehört. Mit Kälte und Dunkelheit, mit Eis und verzauberter, wilder Landschaft. Mit Vulkanen und Geysiren. Machen das eigentlich auch Reiter anderer Pferderassen so gerne? Fahren Reiter von Dartmoor-Ponies nach England? Fjordpferdefans nach Norwegen? Fliegen Anhänger von Shetland-Ponies auf die Shetlandinseln? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Mir fällt nur auf, dass es ausgesprochen viele Fans von Islandpferden nach Island zieht. Da nehm ich mich jetzt mal überhaupt nicht aus 🙂 .

Eine, die das auch gemacht hat, ist Ana. Sie kommt aus dem schönen Weinviertel, nahe dem Waldviertel und ist 19 Jahre alt. Sie reitet seit ungefähr 14 Jahren am Sonnwendhof in Zogelsdorf. Auf Islandpferden selbstredend. Ana erzählt: “Ich war von klein auf pferdeverrückt, was sich meine Eltern überhaupt nicht erklären konnten, sie hatten überhaupt nichts mit Pferden am Hut. Seit einem Praktikum, das ich großteils im Stall verbracht habe, bin ich dort sozusagen “Mädchen für alles” und ich liebe es.”

Ana hat dieses Jahr die Schule beendet und wollte, bevor sie die Arbeit ruft, noch etwas erleben. Da hat eine liebe Freundin von ihr gesagt: “Du hast womöglich nie wieder die Chance dazu und wirst es auch nie vergessen.” Gemeint war wohl ein Trip nach Island. Am 8. August war es soweit. “Ich stand plötzlich am Flughafen und flog alleine fort”, erzählt Ana, “Das war ein Riesenschritt für mich, da gerade ich nicht der Typ bin, der seine Routine einfach mal so über Bord wirft.” Plötzlich war Ana in Island. Weit weg vom vertrauten Weinviertel lebt sie nun nahe Hella, im Süden von Island, am Hof Skeiðvellir, der Touristen besser bekannt ist als “Icelandic Horseworld” oder “Ice Events”. “Die erste Nacht dort war cool, aber natürlich war ich gleich am ersten Tag von Heimweh geplagt”, meint Ana, aber Arbeit lenkt ja bekanntlich ab. “Der Großteil meiner Arbeit und der der anderen Mädls besteht aus Pferde und Stall versorgen und natürlich Touristen in 1- oder 2-Tagestouren die Natur Islands zu zeigen (wir sind nahe Hekla und Eyjafjallajökull).” Aller Anfang ist schwer, aber Ana hat bald Routine bekommen durch die anderen Kolleginnen, die ihr sehr geholfen haben. “Trotzdem dachte ich mir in den ersten Tagen nur, wie dumm ich war einfach alles zurückzulassen …”

Anas Tag in Island verläuft meist so: Um 8h muss sie die Pferde füttern und putzen, Tourenpferde fangen und zum Paddock bringen und dann, nach dem Frühstück, wird in einer Besprechung geklärt, ob es Touren oder neue Pferde zum Trainieren gibt. Die Boxen müssen gemacht werden, die Pferde werden rausgebracht, ein Riesenpaddock muss dann auch noch abgemistet werden. Dann Mittagessen! Und danach – wenn nichts los ist – trainieren Ana & Co die Pferde und bespaßen die Tourenpferde, damit diese immer super Tölt zeigen für die Gäste. Um 18h ist dann Abendfütterung und die Tourenpferde werden wieder rausgelassen. “Es ist ein langer Tag, aber ich mag diese Art von Stress und jeder ist freundlich. Die Menschen hier in Island sind so freundlich, das ist unfassbar. Und nur Isländisch – das ist mal was 🙂 ! Die Pferde sind Töltmopeds, das bin ich nicht so gewohnt. Die können richtig Gas geben im Tölt!”

“Anders als in Österreich ist, finde ich, zum Teil der Umgang mit den Pferden. Meine Chefin bemüht sich wirklich um die Tiere und schaut, dass alles gut ist und sie gesunde und dicke Tourenpferde hat – sie macht sich sehr viele Gedanken um ihre Pferde. Ich kann hier sehr viel lernen, zum Beispiel den Umgang mit sehr scheuen Jungpferden oder wie man Touren organisiert und alles richtig auswählt, damit es perfekt ist. Ich liebe es hier zu arbeiten, meine Chefin bemüht sich um uns und es macht echt Spaß, so viele verschiedene Menschen kennen zu lernen.”

Und was ist nun das Besondere am Reiten in Island? “Für mich ist das Besondere, dass jedes Pferd einzigartig genial ist – egal, wie schwer es zu dehnen oder zu gymnastizieren ist. Das Lustigste ist immer, wenn wir neue Touristenpferde bekommen und sie testen! Wenn wir Touristen spielen und die verrücktesten Sachen machen (zum Beispiel singen, aus der Balance bringen oder einfach gar nichts machen)  – diese Pferde haut echt nichts von den Socken 🙂 . Am allerallercooolsten war, dass wir letzte Woche geschlossen hatten, um zum Réttir zu fahren. Da werden die Schafe der Gegend zusammengetrieben und es ist ein Riesenfest und jeder darf mithelfen. Die Kinder haben da sogar schulfrei! Ein Highlight für mich ist es auch, dass ich auch einen der Lieblinge meiner Chefin reiten darf – das ist eine große Ehre. Wir bekommen, wenn Zeit ist, auch Reitstunden, was ich echt super finde. Mal eine andere Sicht der Dinge kennenlernen. Wirklich spitze! Wenn ich wieder zurück in Österreich bin, werde ich am allermeisten die einzigartige Landschaft vermissen und die unglaublich freundlichen Menschen und Tiere.”

Und was fehlt Ana jetzt in Island am meisten? “Meine Freunde, um für sie da zu sein. Und natürlich die Pferde und meine Hunde!”

Und das Essen schmeckt Ana übrigens auch gut. Sie bleibt noch bis kurz vor Weihnachten. Ob sie mir dieses Jahr viele Bilder von der Vorweihnachtszeit in Island schicken kann? Von Eis und Schnee? Von Weihnachtsmännern und Beleuchtungswettbewerben? Ich würde mich freuen!

Ana, danke, dass du mir heute – zwischen Pferde fangen und ausmisten – sooo viele Fragen beantwortet hast. Ich hab mich sehr gefreut und wünsche dir noch eine supertolle Zeit im hohen Norden, pass gut auf dich auf 🙂 !

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