Auf den Trail gekommen!

Trail ist das neue Wort der Turnierwelt! Dieses Jahr bei einigen Reitertreffen in Niederösterreich erprobt, zieht Michaela Bociurko vom Freitzeitreferat des ÖIV ihr Resümee. Was ist gut gelaufen? Was möchte man mit dem neuen Bewerb erreichen? Was könnte man noch verbessern? Hier kommt das Exklusiv-Interview mit Michi 🙂 ! 

miia: Ich durfte jetzt schon ein paar Mal beim brandneuen Bewerb „Trail“ zuschauen. Wie lange gibt es ihn schon und wie oft warst du schon auf einem Turnier, um ihn durchzuführen und zu richten?

Michaela: Der Bewerb ist wirklich brandneu, wir haben ihn im Frühjahr 2017 ins Leben gerufen. Seither durfte ich ihn schon viermal richten: Am Aspacherhof, am Sachsengang, am Babenberg und auf der Mühlbachweide. Und ich freue mich sehr, dass er am 28. Oktober auch im Rahmen der Youth Speed Challenge in Weistrach stattfinden wird.

 

miia: Kannst du diesen Bewerb bitte ein bisschen beschreiben?

Michaela: Der Trail ist ein Mix aus Gelassenheits-, Geschicklichkeits- und Koordinationsübungen. Wir wollten mit dem Trail einen Bewerb schaffen, an dem wirklich jeder teilnehmen kann, der aber auch für gute Reiter eine Herausforderung darstellt. Gewertet wird nicht in erster Linie nach Zeit sondern nach einem Punktesystem. Es sollte kein Freizeitbewerb werden, bei dem die Leute überspitzt gesagt „durchhetzen und an ihren Pferden herumzerren“. Beim Trail kann man vielmehr mit Ruhe, Gelassenheit, feinen Hilfen, ein bisschen Geschick und einem guten Koordinationsgefühl punkten.

Foto by Denise Dvorak

miia: Stellt der Veranstalter, der diesen Bewerb anbietet, die Ausrüstung, die man dafür braucht, selbst zur Verfügung?

Foto by Michaela Bociurko

Michaela: Bei der Ausarbeitung des Trails haben wir darauf geachtet, dass er mit wenig Aufwand und einfachem Equipment auf jedem 20 x 40 m Platz aufgebaut werden kann. Was man dafür benötigt, ist eigentlich so gut wie auf jedem Hof verfügbar: Stangen, Pylonen, Hindernisständer, Plastiksackerl etc. Diese Sachen gehören fast überall zur Standardausrüstung eines Reitstalls oder können leicht besorgt werden. Wir haben bewusst auf Stationen wie Wippen, LKW-Reifen o.ä. verzichtet, die sich zwar toll für einen Trail eignen, aber nur die wenigsten Vereine besitzen. Und selbstverständlich bieten wir Veranstaltern, die den Trail im Rahmen ihres Turniers ausschreiben, gerne auch Unterstützung an, wenn die eine oder andere Kleinigkeit wie eine Plane oder ein Regenponcho nicht vorhanden ist.

Foto by Denise Dvorak

miia: Bisher habe ich immer gesehen, dass du persönlich extra gekommen bist, um ihn durchzuführen. Warum möchtest du dabei sein und wird das so bleiben?

Michaela: Um Himmels Willen, ich hoffe nicht dass das so bleibt!!! 🙂  Nein, Scherz, der Hintergrund ist hier, dass der Bewerb ganz neu ist und das Freizeitreferat zwar im Frühjahr mal auf dem Papier ein Punktesystem und einen Richterbogen ausgearbeitet hat, aber die praktischen Erfahrungswerte noch fehlten. Ich wollte mir im Rahmen des Islandpferdehopcups mal als eine Art Testballon ansehen, wie das alles in der Praxis klappt. Auf der Basis der Erfahrungswerte werde ich dann Ende des Jahres, wo erforderlich, nochmals das Regelwerk nachschärfen und den Richterbogen überarbeiten. Im Anschluss werden wir einen (Online)Kurs anbieten, mittels dessen man sich als Trailrichter qualifizieren kann. Ziel ist natürlich, dass 2018 möglichst viele Vereine den Trail eigenständig durchführen und das Freizeitreferat nur die Gesamtwertung macht. So viel Spaß es auch macht, andere Höfe zu besuchen, ich bin dann am Wochenende auch froh, wieder mal meine eigenen Ponybären zu knuddeln.

Foto by Kerstin Prager

miia: Welcher Teil fällt den Reitern am schwersten? Kann man das sagen?

Michaela: Pauschal kann man es nicht beantworten, aber meiner Beobachtung nach empfanden relativ viele TeilnehmerInnen das seitwärts Richten/Schenkelweichen über eine Stange als besonders herausfordernd. Auch das Tor öffnen und schließen erfordert einiges an Koordination und Geschick. Weniger gelassene Pferde hatten eher Probleme mit Rappelsack nachziehen und Regenponcho anziehen. Da musste ich als Richterin auch schon mal zur Seite springen um nicht niedergeritten zu werden 🙂 !

miia: Für wen ist dieser Bewerb geeignet?

MIchaela: Ich denke wirklich für fast jeden, egal ob jung oder alt, egal ob „Sportpferd“ oder „Freizeitpony“. Er eignet sich auch gut für gemischte Ställe, da hier natürlich vor Ort auch andere Pferderassen mitmachen können. Allerdings nicht bei der österreichweiten Gesamtwertung, da heißt es dann „Isis only“ – Sorry 🙂 ! Der Bewerb ist übrigens auch für Oma, Mama, Onkel und Bruder recht kurzweilig, weil er abwechslungsreich ist und man auch als Laie die Bewertungskriterien besser erfasst als beispielsweise bei einem T7-Bewerb.

Foto by Denise Dvorak

miia: Was ist deiner Meinung nach das Tollste daran?

Michaela: Na, natürlich die schönen Preise 🙂 ! Nein, am tollsten ist, dass hier Fähigkeiten abgefragt werden, die auch im Alltag, zum Beispiel im Gelände, nützlich sein können und die auch zur Sicherheit beim Reiten beitragen. Jeder Geländereiter ist wohl schon mal in einen Regenschauer geraten. Da möchte man sich dann schnell den Regenponcho überziehen ohne dass das Pferd scheut. Oder zuweilen muss man vielleicht etwas überwinden, das das Pferd nicht kennt, wie eine Brücke, ein Bachbett oder eine Bodenmarkierung. Da helfen dann Übungen wie jene mit der Plane, die das Vertrauen zwischen Reiter und Pferd stärken. Und dann gibt es natürlich auch noch jene Übungen, die feine Hilfen und Koordination voraussetzen. Ein guter Maßstab, um die Genauigkeit der eigenen Einwirkungen zu überprüfen und hier weiter an sich zu arbeiten.

miia: Was möchtest du (mit der Erfahrung des ersten Jahres) verändern oder verbessern?

Michaela: Da gibt es einiges. Zuerst möchte ich noch mehr Fokus auf schönes Reiten legen. Eine feine und gut koordinierte Hilfengebung soll sich noch mehr auf die Wertung auswirken. Zudem hat sich gezeigt, dass wir für die Kinder andere Zeiten benötigen als für die Wertungsklassen Jugendliche und Erwachsene.

miia: Was wünscht du dir für den Trail?

Michaela: Ich würde mir wünschen, dass er 2018 nicht nur in Niederösterreich, sondern auch in anderen Bundesländern stattfindet und dass möglichst viele TeilnehmerInnen die Möglichkeit haben daran teilzunehmen. Und natürlich wünsche ich mir, dass möglichst viele Menschen daran Spaß haben. Denn letztlich geht es nicht nur um Wettbewerb, sondern auch um Freude, Spaß und Spiel gemeinsam mit dem Partner Pferd.

Übrigens – pssssst – habe ich da einen kleinen Geheimplan: Ich möchte 2018 einen Turnierveranstalter von einem der großen Turniere überreden, den Trail als kleine Showeinlage in sein Programm zu integrieren und dort fünf österreichische Top-TurnierreiterInnen den Trail gegeneinander reiten lassen. Dann aber vielleicht doch auf Zeit? Naja, sehen wir mal 🙂 ! 

miia: Das klingt guuuut! Danke für das interessante Gespräch, liebe Michaela! Ich wünsche dem Trail alles Gute – und freue mich schon auf Weistrach – was die Pferde dort von Regenponchos und Rappelsack halten? We will see … 🙂  ! 

Ganz herzlichen Dank an Denise Dvorak, Nina Rogl und Kerstin Prager für die Bilder! 

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