In diesen Stunden ist es wohl so weit. Viele Pferde und Reiter werden schon in St. Radegund angekommen sein, einige werden noch folgen. Sie wollen das Wochenende nutzen, um sich wieder einer sportlichen Herausforderung zu stellen.
Reserviert hatten die meisten ihre Zimmer wo anders. Am ursprünglich geplanten Turnieraustragungsort ist dann aber die Druse ausgebrochen. Das kommt hie und da vor. Turniere muss man in so einem Fall absagen. Das muss einfach so sein, da fährt die Eisenbahn drüber. Warum aber? Warum gibt es strengste tierärztliche Kontrollen selbst bei jenen Pferden, die nun nach St. Radegund fahren und von ganz anderen Ställen kommen? Interessiert mich sehr. Da hab ich mal Tierärztin Katharina Hopf gefragt. Geduldig wie sie ist, hat sie mir alle meine Fragen beantwortet 🙂 :
miia: Was ist das eigentlich, diese Krankheit namens Druse?
Kathi: Druse ist eine bakterielle Infektion, ausgelöst durch den Erreger Streptococcus equi. Die Inkubationszeit liegt bei 3 bis 10 Tagen.
miia: Wie äußert sich die Druse?
Kathi: Es kommt zu einer eitrigen Entzündung der Lymphknoten im Kopfbereich, vor allem die Kehlgangs- und Rachenraumlymphknoten sind davon betroffen. Die Pferde haben Fieber um oder über 40 °C , leiden an Appetitlosigkeit und haben zuerst klaren Nasenausfluss, der schnell eitrig wird. Nach einiger Zeit brechen die Lymphknotenabszesse nach außen auf, woraufhin es den Pferden dann um einiges besser geht. Als Komplikationen können die Pferde Atemschwierigkeiten und Schluckbeschwerden bekommen oder die Bakterien streuen auch in die Lymphknoten der Brust und Bauchhöhle, was als sogenannte “verschleppte oder Bastard – Druse” bekannt ist. Diese Form der Druse hat eine eher schlechte Prognose.
miia: Warum ist die Druse so ansteckend?
Kathi: Die Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt (Maul, Nase etc.) oder über Hände, Gegenstände wie z.B. Wasserkübel, Futtertröge, Holzwände, Gebisse, Zaumzeuge etc. Eine Übertragung mittels Aerosol – Tröpfchen über eine Distanz von über 10 Metern findet allerdings nicht statt. Die individuelle Empfindlichkeit für die Infektion ist sehr verschieden und abhängig vom Immunsystem der Pferdes. (Alter, andere Erkrankungen und aktuelle Impfungen spielen eine Rolle). In der Regel infizieren sich Pferde zwischen dem ersten und fünften Lebensjahr mit Druse, bei älteren Tieren kommt es seltener zu einer Erkrankung.
miia: Warum musste man das Turnier nach St. Radegund verlegen?
Kathi: Wenn in einem Stall Druse diagnostiziert wird, muss dafür gesorgt werden, dass sie sich nicht auf andere Ställe ausbreitet. Die nasale Ausscheidung der Bakterien kann schon vor beginnender Symptomatik stattfinden und bis zu 3 Wochen nach Ende der Symptome anhalten. Weiters werden 1-10 % der infizierten, erkrankten Pferde chronische Träger! Dieser Status kann bis zu 36 Monaten anhalten. Die VetUni Wien hat Do`s und Dont`s bei einem Druse – Ausbruch herausgegeben:
- kein “Nase zu Nase ” – Kontakt
- nur eigene Tränken und Futterutensilien benutzen
- Hygiene – Disziplin bei allen Aktionen im Stall und am Hof
- Druse – erkrankte Pferde und ihre Kontakt -Tiere von den noch gesunden Pferden isolieren
- bei gesunden Tieren täglich Fieber messen, bei Auftreten von Fieber ebenfalls isolieren und weitere Behandlung mit Tierärztin/ Tierarzt absprechen
- isolierte Pferde mindestens 10 Meter von den übrigen Pferden entfernt halten
- kein Zutritt zum Stall für betriebsfremde Personen, Pferde und Hunde
- erst die gesunden Pferde verpflegen, dann die kranken Tiere
- nach Verpflegung der kranken Tieren immer umziehen, Schuhwerk wechseln, bzw. Überzieher verwenden und Hände waschen und desinfizieren
- vor Stallwechsel: Testung der Tiere aus Druse – Bestand
miia: Danke Kathi für die vielen Infos und ich wünsche allen betroffenen Tieren gute Besserung!
Und ansonsten: Einen lieben Gruß nach St. Radegund. Mögen die Spiele beginnen. Und die Nerven stark sein. Und Freundschaften noch stärker. Alles Gute!