Wenn es wärmer wird: VetCheck

Wärmer wird`s! Ein Umstand, der mich ehrlich gesagt mit sehr viel Freude erfüllt, ich weiß nicht, wie es euch da geht. Dennoch bin ich einer der wenigen Menschen in meinem pferdefreien Umfeld, der die aufkommende Wärme nicht ausschließlich gut findet. Oft muss ich an Náma und Óþreyja denken, die in ihren Pelzmänteln schwitzen. Muss ich mir Sorgen um sie machen, wenn es mal wärmer und dann wieder kälter wird? Ich dachte mir, ich frag einfach mal wieder Katharina Hopf, Tierärztin und Islandpferdebesitzerin, die mir meine Fragen siiicher beantworten kann!

miia: Manchmal beobachtet man, dass es unsere Islandpferde nicht so leicht haben mit großen Temperaturunterschieden. Warum ist das so?

Kathi: Unsere Isis gehören ja zu Pferden des nördlichen Typs und sind daher nicht so gut an hohe Temperaturen angepasst wie zum Beispiel Vollblutaraber, eine Pferderasse des südlichen Typs. Dazu kommt, dass der Fellwechsel im Frühling natürlich einige Wochen dauert und die Pferde an sehr heißen Tagen Schwierigkeiten mit ihrer Temperaturregulation haben und oft schon ohne Bewegung schwitzen.

miia: Was kann denn die Folge sein? Stimmt es, dass Pferde deshalb auch Koliken bekommen können?

Kathi: Ja, Pferde können eine Kreislaufkolik bekommen. Besonders bei älteren Pferden lässt im Alter die Leistungsfähigkeit des Herzens nach und ihr Kreislauf wird labiler. Sie haben auch oft einen verzögerten Fellwechsel und haben es bei plötzlich stark ansteigenden Temperaturen oft schwer.

miia: Wie merke ich, dass es meinem Pferd nicht so gut geht?

Kathi: Die Anzeichen für Kreislaufprobleme können sein:

  • weiße – bläuliche Schleimhäute
  • Schwitzen ohne Bewegung
  • Lethargie
  • Fressunlust
  • erhöhter Puls
  • kein oder wenig Urinieren

Deshalb sollte jeder Reiter und Pferdebesitzer den Kreislauf seines Pferdes beurteilen können. Dieser wird beurteilt anhand der sogenannten PAT Werte (Puls – Atmung – Temperatur), der Kapillarfüllungszeit und Farbe der Schleimhäute. Es macht sicher Sinn alle Parameter öfter bei seinem Pferd anzuschauen, um den normalen Gesundheitszustand seines Pferden zu kennen und nicht erst im Ernstfall verzweifelt den Puls zu suchen. Zur Erinnerung:

Normalwerte in Ruhe:

  • Puls: 28 – 40 Schläge /Min
  • Atmung : 8 -16 Züge / Min
  • Temperatur: 37,5 – 38,5 Grad

Den Puls misst man beim Pferd zwischen den Unterkieferästen kurz vor den Ganaschen oder unter der Schweifrübe. Die Atmung beobachtet man in der Flankengegend. Die Temperatur misst man mit einem digitalen Fieberthermometer. Dann gibt es noch die Kapillarfüllungszeit. Das ist die Zeit, die das Blut braucht, um nach kurzer Unterbrechung der Durchblutung wieder in die Kapillaren (= kleine Blutgefäße unter der Haut ) zu strömen. Bei vielen Kreislaufproblemen ist das Blut verdickt, da dem Körper Flüssigkeit fehlt. Zum Überprüfen drückt man mit der Fingerkuppe kräftig im Maulinneren auf das Zahnfleisch oberhalb der Schneidezähne und lässt wieder los. Der entstandene weiße, blutleere Fleck ist beim gesunden Pferd innerhalb von 1 – 2 Sekunden wieder rosa. Dauert es wesentlich länger, liegt ein Kreislaufproblem vor.

miia: Ab wann brauche ich einen Tierarzt?

Kathi: Wenn das Pferd nicht bewegt wurde, lethargisch ist, nichts frisst und veränderte PAT – Werte hat, braucht es einen Tierarzt. Beziehungsweise dann, wenn das Pferd, nachdem es bewegt wurde eine deutliche Erhöhung der PAT – Werte hat, nichts frisst und lethargisch ist. Nach körperlicher Anstrengung ist eine Erhöhung der PAT – Werte grundsätzlich normal. Ausschlaggebend ist, wie schnell sich das Pferd wieder erholt. Eine deutliche Überforderung liegt auf jeden Fall vor, wenn der Atemwert höher als der Pulswert liegt!! Dann sofort das Pferd ausruhen lassen, tränken und beobachten, ob die Werte nach 20 Minuten wieder deutlich sinken. Wenn nicht, braucht das Pferd einen Tierarzt.

miia: Wie kann ich mein Pferd am besten unterstützen, wenn das Wetter verrückt spielt und die Temperaturen enorm schwanken?

Kathi: Auf jeden Fall die geforderte Leistung an den Trainingszustand des Pferdes und die Umgebungstemperatur anpassen. Wenn es draußen schon sehr warm ist, aber das Sommerfell noch auf sich warten lässt, kann man ja zum Beispiel abwechslungsreiche Schrittarbeit mal in den Trainingsplan einbringen oder halt einen kürzeren gemütlichen Ausritt machen. Immer für ausreichende Wasseraufnahme sorgen ist auch wichtig. Eine Teilschur ist auch manchmal hilfreich, um einen großen Wasserverlust durch das Schwitzen zu reduzieren.

miia: Danke, liebe Kathi für die wichtigen Infos! Werde sie beobachten, meine zwei Damen. Mit Argusaugen.  

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