Der dritte Mann

Da war noch ein (Wahl) – Österreicher beim World Tölt in Odense/ Dänemark am vorletzten Wochenende. Valdimar Auðunsson hatte neben Richter Alexander Sgustav und Reiter Oliver Kubinger eine tolle Aufgabe … hatte er doch auch das Vergnügen, dabei zu sein und die weltbesten Islandpferde und deren Reiter mit Noten zu versehen. Da hab ich mir gedacht, ich frag den erfahrenen internationalen Sportrichter mal … wie das denn so ist, das Richten bei so einem großen Event? 

miia: Richter zu sein ist kein leichter Job, stell ich mir vor. Ist es eigentlich einfacher oder schwieriger im Ausland?

Valdi: Es ist immer schön, in anderen Ländern zu richten. Man sieht und richtet viele Reiterpaare, die man sonst nicht richten würde und sammelt damit sehr viel Erfahrung. Man nimmt sehr viel mit nach Hause, wenn man sieht, wie in anderen Ländern trainiert und geritten wird. Außerdem trifft man viele Reiterkollegen, die man sonst selten treffen würde. Es ist immer schön, alte Freunde im Ausland wieder zu sehen. Was das Richten betrifft: es ist genauso einfach im Ausland zu richten, da das Reglement in allen Ländern gleich ist. Wenn man auf der Bahn ist und mit dem Richten beginnt, dann denkt man nicht daran, dass man im Ausland ist.

miia: Was macht einen Richteinsatz im Ausland besonders oder anders als in Österreich?

Valdi: Naja, jedes Land hat sein Flair. Es sind die Kleinigkeiten, die die Unterschiede machen. Zum Beispiel sind die Zuschauer in Skandinavien sehr laut und schreien und jubeln sehr viel, während der Reiter noch auf der Bahn ist. In Island sitzt man den ganzen Tag im Auto beim Richten und richtet von der Früh bis am Abend ohne Pausen. In allen Ländern sieht man viele gute Pferde. Wie vorher gesagt: man kann viel beobachten wie andere Reiter trainieren und am Turnier ihr Können vorführen.

miia: Oliver Kubinger hat die Atmosphäre in Odense so geschildert, dass ich am liebsten nächstes Jahr dorthin fahren würde. Als Zuschauerin natürlich 🙂 ! Wie war das aus deiner Sicht? Warst du auch beeindruckt?

Valdi: Odense ist schon beeindruckend. Es ist ein sehr großes Turnier, in einer großen Halle mit vielen guten Pferden und vielen Zuschauern. Das macht die Stimmung außergewöhnlich und extrem gut. Es ist einfach ein sehr gut geplantes Event, wo man alles hat: ein gutes Turnier, eine Hengstshow und ein Jugendmannschaftsturnier. Eine Messe, wo die Zuschauer wie auf der WM alles für`s Islandpferd kaufen können, gutes Essen und ein tolles Abendprogramm. Odense muss man gesehen haben.

miia: Beeinflussen so viele Zuschauer die Tätigkeit als Richter? Wird man da auch nervös? Oder ist man verunsichert? Oder hat das überhaupt keine Auswirkung?

Valdi: Nervös wird man nicht, aber es macht sehr viel Spass, gute Pferde zu richten, wenn die Stimmung gut ist. Es ist immer schön, hohe Noten geben zu können und schön zu sehen, wie der Reiter und die Zuschauer sich über gute Leistungen freuen. Aber was in Odense anders ist im Vergleich zu normalen Turnieren, ist, dass die Zuschauer in der Halle so laut sind, dass man extra laut mit dem Richterassistent reden muss, um sich zu verstehen. So laut wird es da drinnen.

miia: Wie halten es denn die Islandpferdemenschen mit der Völkerverständigung? Steht bei solchen Veranstaltungen der „Nationalstolz“ im Vordergrund oder die gemeinsame Liebe zum Islandpferd?

Valdi: Die Zuschauer freuen sich immer über gute Leistungen, egal woher sie kommen. Ein schön und harmonisch gerittenes Pferd – das ist es, was wir sehen wollen und wenn es einem Reiter gelingt, freuen wir uns alle, wie gesagt, egal woher der Reiter ist.

miia: Wenn es einen einzigen Starter aus Österreich gibt … sieht man diesem dann als (österreichischer) Richter besonders aufmerksam zu?

Valdi: Ich fand, es war es eine super Leistung von Oliver, so weit zu fahren, um dort zu reiten. Und er war auch sehr gut. Freunde in der Bahn zu sehen ist immer spannend, aber dort waren wie immer viele Reiter, die man gut kennt. Deswegen hat man danach so viel Erfahrung, Reiter objektiv zu richten, die man auch gut kennt.

miia: Danke lieber Valdi, dass du dir Zeit für dieses Interview genommen hast. Ich weiß das wirklich sehr zu schätzen. Danke. 

Das Foto stammt übrigens von der deutschen Fotografin Theresa Kruse. Sie hat es im Mai 2016 bei den Baden – Württembergischen Meisterschaften am Schurrenhof gemacht. Danke Valdi und Theresa, dass ihr mir dieses Foto zur Verfügung gestellt habt!

Übrigens … guess what! Am Sonntag haben eine liebe Freundin und ich bei einem Spaziergang mit unseren Pferden beschlossen, nächstes Jahr nach Odense zu fahren, um den fantastischen Tieren zuzuschauen 🙂 ! Mit Handschlag! Und jetzt, liebe Kathi, ist es öööööffentlich! No way back. Odense, wir kommen! Weil laut sein … das können wir auch 🙂 . Kommt wer mit? 

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