Trabig, passig, klemmig … Teil II

Heute ist Feiertag! Ich glaub, ich bleib heut mal ein bisschen länger im Bett liegen … und übergebe deshalb seeeehr gerne an Frau Kekhs, die mich vor einiger Zeit ziemlich neugierig gemacht hat, als sie über mögliche Taktfehler erzählt hat. Und was kann man da jetzt tun? Ich freu mich auf ihren Beitrag und wünsche euch allen eine wunderbare freie Zeit!

Frau Kekhs erklärt:

Lasst uns bei der Grafik vom letzten Mal anknüpfen …

grafik-kekhs

Rennpass ist neuerdings so definiert, dass das gleichseitige (laterale) Beinpaar gleichzeitig abfusst, aber nacheinander auffusst. Wenn ihr die Fussfolge auf der Grafik betrachtet, wirft das die Frage auf, ob Phase 3 und 7 (1 Vorderbein steht allein am Boden) tatsächlich bestehen. Nach der neuen Definition nicht. Aber egal, für unsere Taktfehler im Tölt ist das gerade gar nicht so maßgeblich.

Tölt taktklar – jede Phase (von den 8ten) ist gleich lang = jedes Bein ist gleich lang in der Luft = alle 4 Beine fußen in gleichem Abstand voneinander ab- und auf.

Trabtölt – oje, das diagonale Beinpaar fußt wesentlich eher nacheinander ab- und auf, als das laterale. Die Stehzeit am Boden dauert vergleichsweise länger, als die des lateralen Beinpaares. Seht ihr hin auf ein Pferd, das Trabtölt geht, dann sieht es zumeist nach einem trabenden Pferd mit durchgebogenem Rücken aus – hört sich aber nicht an wie Trab – allenfalls wie 4Schlag-Trab (tahtack… tahtack… tahtack… tahtack..).

Ich hab in den Tiefen meines Archivs ein Bild für euch gefunden. Durchgedrückter Rücken, daraus entsteht der Unterhals, den wir nicht wollen, Hinterhand irgendwo … das gefällt uns nicht, und das finden wir ganz bestimmt nicht richtig.

trabtoelt

Passtölt wäre das ganze umgekehrt. D.h. das laterale Beinpaar „schlägt mehr durch“. Der Rücken ist zumeist nicht durchgebogen wie ein Regenschirm, tahtack…. tahtack, die Akustik bleibt die selbe.

Warum der Pass oftmals als die dem Tölt nähere Gangart als der Trab gesehen wird, kann ich nicht wirklich beantworten (falls sich schon einmal jemand Gedanken darüber gemacht hat warum das passige Pferd bei einem Turnier zumeist mit mehr Nachsicht bedacht wird, als das trabige). Mathematisch gesehen ist das eine genauso falsch wie das andere.

Aber zurück zum Trabtölt – zumeist haben wir es mit einem Pferd zu tun, das im genetischen Kuchen einfach wahnsinnig viel Trabveranlagung mitbekommen hat. Nachdem wir immer vom guten Willen eines Pferdes ausgehen, ist es nicht so, dass diese Pferde nicht Tölten wollen, sondern es oft nicht können. Oder nur sehr schlecht können, und es oftmals großes Geschick, Talent und Erfahrung des Reiters braucht, solche Pferde dem Tölt näher zu bringen.

Solche Pferde, und ich wiederhole mich da jetzt, wollen es ihrem Reiter gewiss recht machen. Sie wollen bestimmt nicht den langen, durchgetretenen Schritt Richtung Trab machen, sondern sich im „kurzgetretenen“ Tanzen versuchen. Lieder beginnen sie dann zu „Tölten“, indem sie sich selbst am Austraben hindern. Sie versuchen irgendwo genügend Spannung herzubekommen, und biegen dann ihren Rücken bis zum Anschlag durch, bringen den Kopf maximal nach oben und richten sich damit falsch auf (… und versammeln sich dabei auch nicht).

Wir sprechen von einer absoluten Aufrichtung, die als fehlerhaft zu sehen ist, weil die Oberlinie nicht stimmt.

Also, was machen wir mit einem solchen Pferd?

1.) Wir brauchen Geduld und viel Zeit

2.) Womöglich brauchen wir ganz viel Geduld und noch mehr Zeit

3.) Eventuell konsultieren wir einen erfahrenen Reiter (Bereiter), der uns – nennen wir es so – die Tür öffnet.

4.) Wir machen ganz viele versammelnde Übungen und behalten dabei im Auge, dass sich das Pferd mit korrekter Oberlinie verkürzen lässt.
usiuebungen

usiuebungen

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5.) Bei diesen versammelnden Übungen hofft ihr, dass sich genug Energie aufbaut, dass sich das Pferd so anfühlt, als ob es mit kurzen Tritten zu laufen beginnen wollte (oftmals verabschieden diese Pferde wieder in eine Vorwärtsabwärtsdehnung und bevorzugen es sich in durchgetretenen Schritt aufzulösen).

6.) Ihr habt wieder Geduld – ihr lasst das Pferd ein Stück tanzen, bis ihr spürt (und glaubt mir das passiert), dass sich der Rücken wieder grausig nach unten durchdrückt  – und dann pariert ihr wieder durch und startet von neuem. Und das macht ihr eine gefühlte Ewigkeit bis aus 4 richtigen Schritten, 5 richtige Schritte werden … Irgendwann einmal 10 Schritte in Folge stimmen, 20 und irgendwann nach einer endlosen Reihe an Trainingseinheiten seid ihr dann auch soweit, dass ihr eine ganze Ovalbahnrunde, in schönem Tölt, mit dem sich auch euer Pferd wohlfühlt reitet.

7.) Plan B – ihr habt so viel reiterliches Talent, dass ihr diese Neigung zu Traben über flüssiges Vorweitsreiten, also über das Tempo wegmachen könnt. Womöglich schottert ihr dann aber stetig nur im mittleren bis starkem Tempo Tölt herum.

 

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