Die absolut schönen Seiten

Sprecherin auf einem Islandpferde-Turnier zu sein, stell ich mir gar nicht so einfach vor. Man denke an die Konzentration, die man braucht. Oder die vielen isländischen Pferdenamen?  Umso schöner ist es, wenn den ganzen Tag eine angenehme Stimme über den Platz schallt, die noch dazu sehr sympathisch wirkt. Auf den Österreichischen Meisterschaften dieses Jahr in Stadl-Paura war Jana Füss am Mikrophon, eine Islandpferdeexpertin aus Deutschland. Genau genommen kommt sie aus dem wunderschönen Allgäu und betreibt dort gemeinsam mit ihrem Mann ein großes Islandpferdegestüt, das Gestüt Alpenhof. Ich hab ihr im Sommer mal geschrieben, weil ich ihr ein paar Fragen zum Moderieren eines Turnieres stellen wollte. Und ich fand ihre Antworten so witzig und interessant, dass ich sie euch natürlich nicht vorenthalten möchte!

miia: Moderierst du viele Turniere und wie oft kommst du zu diesem Zweck nach Österreich?

Jana: Also, viele Turniere gehen gar nicht, wir haben ja selber einen großen Hof, Familie und genügend Pferde, sodass die Zeit begrenzt ist, aber es sind schon pro Jahr ca. 5-6, und davon ungefähr die Hälfte in Österreich, der Rest in Deutschland. Nach Österreich kommen … nun ja wir wohnen ja sehr grenznah, und es ist für mich nach Österreich oft näher als in die Mitte oder den Norden Deutschlands. Zum Moderieren gekommen bin ich wie die Jungfrau zum Kind: wir sind früher sehr viele Messen gegangen und haben dort Schaubilder mit Isländern gezeigt (unter anderem auch auf der Amadeus Open in Salzburg) und irgendwann sagte ein Moderator “Sie können das viel besser als ich!”, drückte mir ein Head-Set in die Hand und dann ging das Ganze kurzerhand vom Pferd aus (mit den entsprechenden Nebengeräuschen wie hooo, hooo, ho … oder schnalzen) – die Leute fanden es klasse, und so war die Moderation geboren.

miia: Unterscheiden sich Islandpferde -Turniere in Österreich von jenen in Deutschland? Musst du beim Moderieren auf irgendetwas besonders achten, wenn du in Österreich bist?

Jana: Im Großen und Ganzen nicht. Oder eben doch. Dadurch, dass ich selber aktiv reite, ist mir das Reglement turniermäßig von beiden Ländern weitgehend geläufig. Das sind dann vor allem die Prüfungen der C-Bewerbe in Österreich, wovon es – Gott sei Dank – noch deutlich  mehr gibt als in Deutschland. Da muss auch ich mich mal schnell ins Österreichische Regelwerk einlesen, aber dann läuft`s. Der große Unterschied zu Deutschland ist, dass in Österreich wirklich noch jeder für „seinen“ Verein startet. Das finde ich sehr gut, dadurch ist der Zusammenhalt besser. Das gibt es in Deutschland gar nicht mehr – leider! Hier reitet jeder für sich – oder für sein Ego, mal mehr, mal weniger, aber generell ist es in Österreich lockerer von der Atmosphäre, der Zusammenhalt untereinander ist deutlich stressfreier. Die ganzen Turniere haben noch so was von Gemeinschaft und vor allem Spaß. Das ist das, was ich auf deutschen Turnieren oft vermisse. Hier wird nach Noten oder Qualipunkten geritten, und manchmal kommt dann falscher Ehrgeiz dazu, und dann wird es unschön. In Österreich, gerade durch die C-Bewerbe, löst sich das schön auf, und wenn ein Pferd oder der Reiter nicht alles trifft, gibt es eben auch Prüfungen wie V9 oder F9. Worauf ich achten muss (da muss ich lachen 🙂 ), ist die Aussprache der slowenischen Namen. Da werd ich vielleicht noch einen Sprachkurs buchen!

miia: Was sind die Herausforderungen und die schönen Seiten des Moderierens? Macht es Spaß oder ist es eher anstrengend?

Jana: Die Herausforderungen sind zum Beispiel, dass du wirklich bei allen A-Bewerben auch die Musik bekommst, und dass dann der USB-Stick oder die CD nicht kopiergeschützt gebrannt sind, weil du sie dann nicht auf deinen Rechner ziehen kannst. Die Reiter sind dann schon mal ungehalten, wenn es nicht funktioniert, aber was sollst du machen, wenn du einen Zettel bekommst, wo drauf steht: “Bei Prüfungsstart Musik laufen lassen”, dann machst du die CD auf, es sind 4 Titel drauf, die alle mit dem Wort “Tölt” beschriftet sind?? Dann nimmst du den ersten, und der Reiter kommt danach und sagt: “Ich wollte doch das andere Lied zum Tölt.” Leider hieß aber kein Titel „das andere Lied“. 🙂

Die absolut schönen Seiten sind zu sehen, wie sich ein Reiter nach seinem Ritt bei seinem Pferd bedankt und sich freut! Oder die Kleinsten ins Prüfungsreiten führen, also sprich Kinderklasse. Da kann man auch mal etwas auf das Reglement verzichten, und den Kindern Mut machen, das sind die Kleinsten, die brauchen Unterstützung.

Anstrengend ist es schon. Wenn du dir überlegst, du sitzt im Sprecherhaus bei entweder Hitze oder Kälte, und sprichst den ganzen Tag, oft ohne Pause, deutlich länger als ein Richter richtet. Hier musst du schon etwas stressresistent sein, und vor allem absolut multitaskingfähig. Abreiteplatz am Funk, Chefrichter am Funk, Stimme von hinten, wo denn jetzt die Richtzettel zum Einsehen sind, irgendwer fehlt am Abreiteplatz und dann noch die Zeit der Prüfung im Auge … und den Wechsel der Musik passend zu den Gangarten …

Aber es macht Spaß, sonst würde ich es nicht machen.

Was ich gar nicht mag, ist das wertende Moderieren. Wenn der Moderator beispielsweise nach dem Passlauf sagt: “Na ja … das war ja nix, aber du kannst ja noch zwei Mal”. Ich denke, erstens steht es dem Moderator nicht zu, zu sagen ob das nix war, zweitens hat es der Reiter ja bestimmt selber gemerkt. Etwas kritisieren kann man nur, wenn man es selber auch machen kann. Ich halte in solchen Fällen einfach meine Klappe. Dann sag ich lieber nix! Die Reiter danken es dir …

miia: Kannst du Isländisch bzw. woher weißt du, wie man die oft schwierigen Namen der Pferde ausspricht?

Jana: Ich kann etwas Isländisch, wir hatten bei uns am Hof isländische Praktikanten und so bin ich zwangsläufig zum Isländischen gekommen. Dann natürlich das eigene Interesse an der Sprache, und ich habe mich auch immer mal wieder, wenn Zeit dazu ist, mit Spachkursen beschäftigt.

miia: Was war dein lustigsten Erlebnis beim Moderieren?

Jana: Na ja, entweder hast du irgendwann mal den vollen Buchstaben-Salat, weil das Hirn schneller denkt, als du sprichst. Oder du machst aus einem Reiter plötzlich eine Reiterin, statt Johannes eine Johanna (das ist mir bei Johannes Hoyos passiert 🙂 ). Oder Funk und Mikro in der Hand und du sprichst das, was in den Funk soll durchs Mikro, und was ins Mikro soll durch den Funk … Solange die Reiter und man selber drüber lachen kann, ist aber alles in Ordnung 🙂 !

Liebe Jana, vielen Dank für das interessante und lustige Interview! Liebe Grüße in den Allgäu, eine Gegend, die absolut einen Besuch wert ist. Lovin` it! 🙂

 

Teilen über: