Siegerehrung_Neddens

Wir haben immer daran geglaubt

Michèle und Thomas Huwiler sind ein Ehepaar mit einer Menge Energie, Engagement und einem großen Herz für Islandpferde. Sie sind beide 43 Jahre jung, haben 3 Kinder im Alter von 7 bis 14 Jahren, sind seit 15 Jahren verheiratet und betreiben seit 18 Jahren den Hardwinkelhof in Birmenstorf. Spätestens jetzt könnt ihr euch vorstellen, warum ich mit den beiden gesprochen habe? Birmenstorf. Richtig, Birmenstorf lässt wahrscheinlich bei so manchem Islandpferdefan die Alarmglocken schrillen. In Birmenstorf finden nämlich von 04. – 10. August 2025 die Weltmeisterschaften für Islandpferde statt. Es dauert also gar nicht mehr lange, bis das große Spektakel eröffnet wird. Thomas und Michèle leben von der Landwirtschaft in Birmenstorf, sie haben dort Pferde und Ackerbau auf etwa 30 Hektar Land.

Ihr Land hat sich in den letzten Monaten allerdings verändert. Sehr sogar. Auf ihren Wiesen und Weiden ist in den letzten Monaten ein riesengroßes, modernes WM-Gelände entstanden.

Ein WM-Gelände entsteht

miia: Michèle und Thomas, danke für eure Zeit! Ich bin neugierig. Wie seid ihr denn überhaupt aufs Islandpferd gekommen?

Thomas: Ich wurde vis-a-vis des Hestar-Hof von „Frau Barmettler“ geboren und bin mit Islandpferde-begeisterten Schwestern aufgewachsen. Da liegt es ein bisschen auf der Hand … das Islandpferd gehörte einfach dazu.

miia: Und du, Michèle?

Michèle: Ich bin gelernte Arzthelferin. Nie hätte ich gedacht, dass ich mein Leben mal auf einem landwirtschaftlichen Betrieb führen werde 🙂 ! Bis zur Geburt unseres zweiten Kindes, Kim (heute 12), habe ich noch in der Arztpraxis gearbeitet und auch schon am Hof mitangepackt. Nach der Geburt von Kim dachte ich mir, „die Arbeit wird nicht weniger, aber die Kinder mehr“ und da habe ich mich dazu entschlossen, fortan Vollzeit in der Landwirtschaft mitzuarbeiten.

miia: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, dass auf eurem Hof ein riesengroßes WM-Gelände entstehen soll?

Thomas: Nun, 2009 haben Michèle und ich bei der WM in Brunnadern als Volunteers mitgeholfen. Ich habe diese Zeit supertoll in Erinnerung. Wir alle haben das so empfunden. Vor ca. 6 Jahren haben wir von den Verantwortlichen der VIS gehört, dass in der Schweiz wieder ein mögliches WM-Gelände gesucht wird. Da haben wir uns gedacht, dass das bei uns doch möglich wäre! Bei uns gibt es viel Platz und das Gelände ist flach. Ich habe dann von Roger Scherrer die Pläne bekommen, denen zu entnehmen war, was überhaupt für eine WM benötigt wird – und dann haben wir begonnen, handgezeichnete Pläne zu entwerfen. Wir haben fest daran geglaubt, dass es möglich wäre. Nachdem wir gesehen haben, dass ein WM-Gelände baulich realisierbar ist, mussten wir das Organisations-Team finden. Mit Familie, guten Freunden und neuen guten Freunden entstand ein Team, das gemeinsam den Weg zur WM25 in Angriff nahm.

Handgezeichneter Plan des WM Geländes 2025

miia: Und wie ging es dann weiter?

Michèle: Naja, 2-3 Jahre hatten wir mit Bewilligungen zu tun. Es ist gar nicht leicht, alle Bewilligungen für so ein riesengroßes Event zu bekommen. Es muss ja nicht nur die Gemeinde zustimmen, sondern auch der Kanton und da haben wir einen langen Atem und viel Geduld gebraucht. Wir waren aber früh genug dran, sind hartnäckig geblieben und haben unser Ziel nie aus den Augen verloren. Im Februar 2023 mussten wir dann – mit allen erfolgten Bewilligungen – unsere Eingabe bei der FEIF vorstellen.

miia: Welche offizielle Funktion habt ihr beide denn im Organisationskomittee?

Michèle: Thomas ist für den Bau der Anlage verantwortlich, ich für die Organisation der in etwa 500 Volunteers, die wir erwarten.

miia: Was war denn das Schwierigste an diesem gesamten Prozess für euch?

Thomas: Es war gar nicht so schwierig. Man benötigt nur Geduld und Durchhaltevermögen. Man braucht gegenseitige Unterstützung. Wir sind wirklich breit aufgestellt, wie ein Verein, wir vertrauen einander, das nimmt sehr viel Last von den Schultern der Einzelnen. Die meisten von uns kennen einander schon seit ihren Jugendtagen. Natürlich haben wir auch Fachleute dabei, die wir neu kennengelernt haben. Aber das ist für mich ja überhaupt das Tollste an so einem Projekt. Die Leute, die man dadurch kennenlernt. Das Netzwerk, das man aufbaut.

Aufgabenteilung

Michèle: Es ist nicht selbstverständlich, dass sich jemand verpflichtet, über so eine lange Zeit ehrenamtlich zu arbeiten! Wir wissen das wirklich sehr zu schätzen.

miia: Wie geht es denn jetzt weiter? So im Endspurt?

Thomas: Die Trainings- und die Turnierbahn sind fix und fertig, die Tribüne, Zelte und Container stehen bald, sie wurden seit letztem Montag von circa 60 Personen aufgebaut. Es waren viele Sattelschlepper diese Woche hier und haben Material angeliefert. Es gibt jetzt auch schon die notwendigen Wasserleitungen, die Glasfaserkabel, die WC-Anlagen, die Campingflächen sind eingeteilt, die Parkplätze, – alles da.

WM Gelände von oben

miia: Kommen wir zum weniger gut Planbaren: Wie sieht denn die Großwetterlage aus?

Michèle: Das Helfer*innen-Zelt haben wir letzte Woche in strömendem Regen aufgebaut, diese Woche hatte es aber angenehme 24-25 Grad, das sind perfekte Bedingungen (auch für die Arbeiten). So hätten wir es bitte gerne bis zur WM und währenddessen.

miia: Euer Tipp? Welche Nation wird die meisten Medaillen ergattern?

Thomas: Puh, schwierig 🙂 . Island? Deutschland? Die Schweiz? Ganz egal. Möge einfach die beste Nation gewinnen. Weißt du, weder Michèle noch ich waren je Sportreiter*innen. Wir lieben es aber, Zeit mit unseren Islandpferden und der gesamten Gemeinschaft zu verbringen. Wir sind immer gern geritten und reiten gerne. Jetzt wollen wir mit unserem Einsatz etwas an die Gemeinschaft zurückgeben, die WM soll verbinden. Wer Weltmeister*in wird, ist für uns Nebensache.

Michèle: Genau. Wir wünschen uns tolle Ritte, fantastische Pferde, super Stimmung für Groß und Klein, alle sollen Spaß haben und die Zeit voll genießen. Thomas hat es schon gesagt: Möge die beste Nation gewinnen.

miia: Vielen, vielen Dank für das Interview. Ich freu mich schon richtig, euch bei den Weltmeisterschaften für Islandpferde in Birmenstorf kennen zu lernen.

Michèle und Thomas: Sehr gerne!

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