Ein Blick über den Tellerrand …

Es ist nun ja schon ein paar Wochen her. Trotzdem möchte ich euch davon erzählen. Ich hatte – mit dem Jugend Team des ÖIV – einen Workshop organisiert, den wir salopp “Orientierungs-LOS!?” genannt haben. Dieser Workshop war ein Versuch. Eine Probe. Nenne es ein Experiment.

Wir wollten herausfinden, ob Reiter*innen von Islandpferden auch gerne etwas anderes ausprobieren und kennen lernen würden, als die übliche Ovalbahn und darauf stattfindendes Gangtraining. Für diesen “Blick über den Tellerrand” haben wir uns die Pferdesportdisziplin “Orientierungsreiten” ausgesucht. Den Verdacht, dass so etwas großen Spaß machen könnte, hatte ich nämlich schon davor 🙂 !

Wenn ich etwas Neues plane, nehme ich mich selbst durchaus gerne als Beispiel. Worüber weiß ich noch nichts? Was möchte ich gerne lernen? Was würde mir und meinem Pferd eventuell sehr großen Spaß machen?

Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch sehr wenig über die Pferdesportart Orientierungsreiten.

Mit einer ersten Idee im Kopf habe ich mal das ÖIV – Freizeitreferat angerufen. Ob sie da wohl mit an Bord wären und auch einen Beitrag aus ihrem Budget dafür hergeben würden? Ich habe mit dem Jugendteam gesprochen. Mit Gerhard Hochholzer, der uns in weiterer Folge mit Familie Kriechbaumer in Kontakt gebracht hat.

Familie Kriechbaumer hat nämlich unglaublich viel Erfahrung und Erfolge im Bereich des Orientierungsreiten in Österreich aufzuweisen. Nebstbei bemerkt besitzt besagte Familie ein wunderschönes Gestüt auf der Mühlviertler Alm, den Reitpark Gstöttner. Ein Ort, der wie geschaffen für einen Wohlfühl-Abenteuer Workshop mit eigenem Pferd ist.

Lange Rede, kurzer Sinn: alle handelnden Personen waren einverstanden und super engagiert mit dabei.

Aber wer würde daran teilnehmen? Als Jugendreferat haben wir uns einer höchst jugendlichen Art der Kommunikation bedient – wir haben unser Vorhaben einfach in die Instagram Story gestellt. Einmal. Binnen 50 Minuten war der gesamte Workshop ausgebucht. Samt Warteliste. Hm. Das hat jegliche Erwartungen übertroffen. Da dieser Workshop ja ein gemeinsames Projekt von Jugend- und Freizeitreferat war, war es total in Ordnung, dass auch sehr viele (jüngere und ältere) Erwachsene mit dabei waren. Familien, Ehepaare, Freundesgruppen – alle waren willkommen.

20 Personen waren also bereit, gemeinsam mit ihrem Pferd mit dabei zu sein.

Aber was genau ist nun Orientierungsreiten?

Orientierungsreiten bedeutet nicht nur, dass man mit einem Kompass durch den Wald irrt und versucht, einen Weg zu finden. Nein. Orientierungsreiten ist so viel mehr.

Um das alles zu verstehen, hat unser Workshop am Freitag Nachmittag mit Theorie im Clubhaus begonnen. Wir haben erfahren, dass es drei Teilbereiche des Orientierungsreitens gibt. Den Teil des Orientierungsritts selbst, bei dem eine gewisse Strecke gefunden werden und in der richtigen, vorgegebenen Geschwindigkeit geritten werden muss (POR).

Dann gibt es einen Teil (PTV), bei dem mit dem Pferd gewisse Geschicklichkeitsaufgaben zu bewältigen sind, die aus der tatsächlichen Reitpraxis im Gelände stammen. Da kann dir nämlich schon mal eine Furt in die Quere kommen. Oder ein umgestürzter Baum. Und darauf müssen dein Pferd und du natürlich vorbereitet sein.

Der dritte Teil, das sogenannte Gangreiten (MA), ist eine Überprüfung von Schritt und Galopp und deren Tempovarianz. Diesen dritten Teil haben wir beim Workshop aber ausgelassen und uns nur um Teil 1 und 2 gekümmert.

Wer uns das alles ganz genau erklärt hat? Nun, ein Team habe ich noch nicht erwähnt! Unser Trainerteam nämlich! Unter der Leitung der erfahrenen, sympathischen und einfühlsamen Ingrid Gampe haben sich weitere 3 Trainer*innen um unsere Reiter*innen und Pferde gekümmert. So konnte der Reitunterricht an allen beiden folgenden Tagen in Kleingruppen stattfinden.

Nach diesem Theorie-Nachmittag voller neuer Informationen gab es ein supergutes regionales Abendessen und nachher eine entspannende Nacht in den gemütlichen Zimmern des Reitparks Gstöttner.

Um am nächsten Tag gut ausgeschlafen, nach einem gemeinsamen Frühstück einen ganzen Tag mit Reittrainings und Kartenlesen zu verbringen. Durch die Schwemme, über Stiegen rauf geritten, über Abgründe runter gesprungen, egal, ob mit dem Pferd an der Hand oder reitend. Hauptsache, die Aufgaben wurden gemeinsam bewältigt.

Regeln gibt es viele, sodass es auch eine Kunst ist, das Pferd richtig an der Hand über die jeweiligen Hindernisse springen zu lassen. Slalom reiten, unter niedrig hängenden Stangen durchgaloppieren, ein enges Labyrinth durchreiten, Tore öffnen, über einen schmalen Steg reiten … es gab eine Menge Herausforderungen, die alle Reiter*innen unter Anleitung der anwesenden Trainer*innen bewältigt haben – wenn sie das wollten.

“Nein” zu sagen, war nämlich zu jedem Zeitpunkt erlaubt. Kam aber recht selten vor :-). Die motivierten Teilnehmer*innen haben sich zur Gänze auf dieses Abenteuer eingelassen und beschlossen, ihren Pferden zu vertrauen. Und umgekehrt natürlich genauso.

So ging es auch am Sonntag weiter: Mit einem Orientierungsritt durch das wunderschöne Gelände in Kleingruppen und weiteren Hindernis-Trainings.

Fritz Kriechbaumer hat mir nach dem Workshop geschrieben. Er hat mir geschrieben, dass er unsere Islandpferde (über die er vorher nicht allzu viel wusste) als ehrliche und fleißige Pferderasse kennen gelernt hat.

Das waren sie wohl – unsere kleinen Pferde. Ehrlich, fleißig, mutig, neugierig, vertrauensvoll, draufgängerisch, kooperierend, schnell, stark, klug, wissbegierig und freundlich.

Ich danke allen, die mit dabei waren. Die für die Anreise mit ihren Islandpferden teilweise lange Strecken auf sich genommen haben. Ich danke dem Trainerteam rund um Ingrid Gampe, die uns auf unvergleichlich einfühlsame Art und Weise in eine uns völlig neue Pferdesportart eingeführt haben. Danke an den Reitpark Gstöttner, ganz besonders an Fritz, Burgi und Vik Kriechbaumer. Ehrlich – wohler kann man sich als Gäste mit Pferden nicht fühlen.

Danke an Doris Szewieczek, die gemeinsam mit mir das Wochenende über ehrenamtlich mitgeholfen hat (wir beide konnten wegen der großen Nachfrage nicht selbst am Workshop teilnehmen – auch wenn wir das echt gerne gemacht hätten), ich danke Sarah Karner, die extra auf die Mühlviertler Alm gekommen ist, um Fotos zu machen (alle Bilder dieses Beitrags sind von Sarah).

Ich glaube ehrlich, das war nicht das letzte Mal, dass wir auf unseren klugen und verlässlichen Islandpferden mit Kompass und Nadel durch den Wald geritten sind. Ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung …

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