Lange bevor man das Wort Corona überhaupt gekannt beziehungsweise es mit einem Virus und nicht mit einer Biersorte in Verbindung gebracht hat, habe ich gemeinsam mit dem ÖIV Jugend Team einen Plan ausgetüftelt. Nachdem die Summer Academy 2019 so ein großer Erfolg war, wollten wir das im Jahr 2020 natürlich gerne wiederholen. Unser Ziel: Eine Islandpferde – Akademie für 20 Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren.
So einfach, so gut. Dass eine Pandemie unsere Pläne etwas erschweren würde, haben wir am Anfang natürlich noch überhaupt nicht wissen können. Und fröhlich haben wir drauf los geplant.
Ich weiß nicht, ob ihr das kennt, aber ich persönlich kann Events (egal wie groß oder klein) immer besser planen, wenn ich mir ganz genau vorstelle, wie jeder einzelne Tag ablaufen wird. Ich gehe dann im Kopf jede Stunde, jedes Detail durch und frage mich, was es braucht, damit der betreffende Tagesteil auch in jeder Einzelheit so funktionieren kann, wie ich mir das vorstelle. Das mag manchmal ein bisschen “monk-haft” sein, aber es funktioniert und ist ein guter Rat, den ich euch geben kann. Denn der Teufel steckt ja bekanntlich im Detail.
Und so habe ich schon im Februar 2020, nach Ablauf der Ausschreibungsfrist für Trainer und Trainerinnen, den gesamten Plan ganz genau vor mir gesehen.
Am Sonntag würden die Jugendlichen gemeinsam mit ihren Pferden im Haus der Pferde ankommen. Nach dem Pferdeversorgen und dem gegenseitigen Kennenlernen bei einem Willkommens – Workshop würden sich die Jugendlichen gemeinsam so richtig auf die Woche einstimmen. Sie würden auch ihre ersten Sponsoren – Geschenke bekommen.
Jeder einzelne Tag der folgenden Woche sollte auf jeden Fall mit einem ausgeklügelten Firnessprogramm starten. Noch vor dem Frühstück übrigens. Mal Yoga mit Martina Hofer, dann wieder Power Bodywork mit Pilates-Elementen mit Silvia Diglas. Denn die eigene Fitness kommt ja bekanntlich vor der Pferde – Fitness!
Nach dem Sport ein gutes, stärkendes Frühstück. Und danach sollten am Montag und Dienstag Reittrainings mit Herdís Reynisdóttir aus Irland und Larissa Silja Werner aus Island folgen. Zwischendurch Fotoworkshops mit der Profi – Fotografin Nicole Heiling. Am Abend, nach dem Abendessen hatten wir für Montag einen Workshop zum Thema “Die Zucht des Islandpferdes” mit Barbara Kirchmayr-Urban geplant. Für Dienstag Abend war dann das Thema “Das richtige Longieren des Islandpferdes” mit Usi Jelinski geplant.
Am Mittwoch, da sollten die Pferde der Jugendlichen ihre heilige Ruhe haben. Wir haben uns die Feedbackbögen vom letzten Jahr ganz genau angeschaut. Da stand nämlich drin, dass der Workshop zum Thema Richten (mit Alexander Sgustav), bei dem die Jugendlichen das Richten von Videos von Weltmeisterschaften ausprobieren durften, besonders gut angekommen ist. Und da haben wir uns gedacht – warum verlängern wir diesen Workshop nicht einfach und machen einen ganzen Tag draus?
In meiner Fantasie also der folgende Plan: Morgensport wie immer, danach Frühstück, danach Einführungsworkshop zum Thema Richten mit Alexander Sgustav. Im Anschluss daran dann das große Summer Academy Turnier, zu dem Reiter von anderen Höfen anreisen und einige Bewerbe reiten würden.
Unsere Jugendlichen wären in Kleingruppen insgesamt 3 Richtern zugeteilt und würden das Richten mit echten Pferden mit echten Reitern ausprobieren und ihre Notengebung besprechen. Auf Wunsch auch mit den Reitern! Denn auch das respektvolle Feedbackgeben will gelernt sein.
Die Rolle des Turniersprechers würden die Jugendlichen übrigens auch abwechselnd übernehmen, so sie dazu Lust hätten. Mein Plan in Bildern:
Am Abend – nach einer großen Grillerei mit Nelly – so hatte ich es mir überlegt, gäbe es einen isländischen Abend, an dem Ragnheiður Erla Björnsdóttir Geschichten und Lieder aus Island zu Besten geben würde.
Die nächsten beiden Tage wären in unserer Vorstellung mit drei verschiedenen Reitworkshops gefüllt, für die sich die Jugendlichen schon vor Beginn der Summer Academy anmelden müssten.
Ein Drittel der Jugendlichen würde zwei Tage lang einen Workshop zum Thema “Icelandic Jumps” besuchen und mit einer Expertin für Springreiten, Sylvia Goiser, das Arbeiten mit Cavaletti-Stangen und das richtige Springen erlernen.
Das zweite Drittel der Jugendlichen würde sich in einem Workshop mit dem Namen “Icelandic Dressage” mit Daniela Blüthl der Basisarbeit der Dressur und die Gymnastizierung des Pferdes widmen und das dritte Drittel würde mit Carina Piber das Thema “Icelandic Speed” unter die Lupe nehmen und mit Galopprennen, Passrennen und Fahnenrennen den verantwortungsvollen Umgang mit Geschwindigkeit erlernen. In etwa so sollten die beiden Tage ausschauen:
Am Donnerstag Abend sollten die Jugendlichen beim sogenannten “Hrímnir Community meets Summer Academy – Workshop” in Kleingruppen Videos aus der Hrímnir Community präsentieren, die sie sich am Sonntag davor gemeinsam ausgesucht hätten. Im Beisein von Daniela Blüthl, Carina Piber und Sylvia Goiser würden die Videos den anderen Jugendlichen vorgestellt und miteinander besprochen werden. Und wenn die Jugendlichen Fragen hätten? Die würden dann von den anwesenden Profis beantwortet werden.
Am letzten Abend hätten wir Schärpen verteilt und die Jugendlichen um ihr Feedback gegeben.
Ja, so wäre es in unserer Fantasie gewesen.
Und soll ich euch etwas sagen? Es war genau so. Nur noch ein bisschen besser. Sicherlich, es gab viele Covid-19 Sicherheitsvorkehrungen. Und Larissa aus Island musste in letzter Minute absagen, da die Sicherheitsbestimmungen in Island verschärft worden waren. Aber wir haben wunderbaren österreichischen Ersatz gefunden: Stephanie Wimmer hat sich in letzter Minute dazu bereit erklärt, einzuspringen. Und dafür waren und sind wir natürlich sehr dankbar. Morgensport gab es am letzten Tag entgegen unserem Plan übrigens auch nicht mehr. Die Jugendlichen durften mal ausschlafen und ich glaube, das hat ihnen sehr gut gefallen :-)!
Warum ich euch das alles erzähle? Weil ich ein richtiger Fan des Konzeptes der Summer Academy bin und hoffe, dass es sie noch viele Jahre geben wird, auch wenn ich selbst nicht mehr Jugendreferentin des ÖIV sein werde. Wir haben mit dieser Academy einen Ort geschaffen, an dem das gemeinsame Lernen im Vordergrund steht. Ein Ort, an dem es nicht darum geht, wer am besten reitet, das beste Pferd besitzt oder am meisten Erfahrung hat. Es geht um Wertschätzung und Respekt. Es geht darum, darauf vertrauen zu können, dass alle Fragen erlaubt und erwünscht sind. Und dass Fehler willkommen sind, denn nur aus ihnen kann man lernen.
Wie die Trainer darüber denken? Die Jugendlichen? Welchen Sponsoren wir extrem dankbar sind? Das verrate ich euch ein anders Mal!