Ein Gefühl wie früher

Am Islandpferdehof Manhartsberg war letzte Woche Reiterpassprüfung. Ich hab den Reiterpass auch vor vielen Jahren gemacht. Obwohl das schon ziemlich lang her ist, erinnere ich mich bis heute daran. An die Aufregung, die vielen Übungsstunden (von “Training” hat damals niemand gesprochen – irgendwie hat sich das Vokabular da auch sehr verändert). An den Sprung im Gelände, vor dem wir uns alle gefürchtet haben und ich bin noch dazu bei der Generalprobe (wie gesagt, anderes Vokabular) von meinem auserwählten Pony John-John runtergefallen. Man kann sich also vielleicht meine Aufregung bei der Prüfung selbst vorstellen. Als ich den damals grünen Schein dann in meinen (noch kleinen) Händen hielt, war ich einfach nur stolz und glücklich.

Aber bleiben wir in Manhartsberg! Einen Richter braucht es natürlich für so eine Reiterpassprüfung und da hat der Islandpferdehof Manhartsberg Alexander Sgustav eingeladen. Xandl und ich sind gute Freunde und ich habe ihn noch nicht oft so von einem Event erzählen hören. Scheinbar war er von dem Prüfungstag in Manhartsberg so beeindruckt, dass er mir kurzerhand einen kleinen Bericht und ein paar Bilder davon geschickt hat.

Es sei ein Ort, ein bisschen wie “damals”. Eine große Familie. Positive Aufregung, Freude und Spaß. Ehrgeiz, aber in guten Maßen. Mitgefühl für andere. Naja … lest am besten selbst, was Alexander Sgustav mir über diesen Tag geschrieben hat. Er hat seinem Bericht den Titel: “Eine kleine Reise in die Vergangenheit und Zukunft” gegeben:

“Vor kurzem erhielt ich einen Anruf von Katharina Teschler, ob ich Zeit hätte eine Reiterpass – und Reiternadel – Prüfung als Richter abzunehmen.

Bei diesem Gespräch erfuhr ich, dass Katharina die Pferdeuni in Hólar in Island absolviert hat, seit 2017 nun einen Islandpferdehof in Manhartsberg betreibt, und dass nun erstmals diese Prüfungen auf diesem Hof durchgeführt werden sollen.

Ich habe mir daraufhin ein wenig ihre Homepage angeschaut (um mich ein bisschen vorzubereiten), meine Krawatte gebunden, mein Sakko angezogen, die Adresse ins Navi eingegeben und mich auf den Weg gemacht.

Der Hof liegt in einer wunderschönen Gegend Niederösterreichs, genau zwischen Wein- und Waldviertel, und beim Aussteigen aus dem Auto kam es mir ein wenig wie eine kleine Reise in die Vergangenheit vor. Wunderschöne alte Gebäude, Pferdekoppeln und Weiden weit verstreut und als zentraler Punkt ein Dressurviereck.

Gleich beim Aussteigen erblickte ich die aufgeregten Eltern, Kinder und Jugendliche in weißen Turnierhosen und Reitstiefeln und viele Pferde, die geduldig zu warten schienen.

Es herrscht bei Prüfungen immer eine schwer beschreibbare Stimmung: aufgeheizt, aufgeregt, freudig und doch gespannt. Und hier einfach ein wenig mehr.

Regnen sollte es und tat es dann auch, pünktlich um 10 Uhr und für die “Wind in den Mähnen“-liebenden Islandpferde außerordentlich animierend, ebenso wie einige der bizarren Regeschutzobjekte über menschlichen Körpern. Die hochmotivierten ReiterInnen bewältigten trotzdem alle Herausforderungen souverän. Es wurden die Dressuren absolviert und die Sprünge und Geländeherausforderungen im Regen haben schon Respekt abverlangt.

Die Stimmung war ein bisschen wie früher: Katharina´s Mutter hat die “Pflege” der Eltern übernommen, die Kinder waren nach einer Woche Reitvorbereitung wirklich ein Team, bei dem jeder auch jedem geholfen hat, die Eltern und Mitreiter haben jeden Ritt im Gelände begleitet und bejubelt. Diejenigen, die es nicht geschafft hatten, wurden von allen getröstet, gestreichelt und geherzt. Bei dieser Prüfung schien der Weg das Ziel zu sein.

Es gab keine bösen Gedanken, keine neidvollen Blicke, es war einfach schön, mit viel Zusammenhalt und so großer Freude, nicht nur bei den Kindern.

Sehr gut organisiert und liebvollst betreut konnten die KandidatInnen letztendlich die Reiterpässe entgegen nehmen. Gefeiert wurde dann im Reiterstüberl: begeistert, mit strahlenden Augen und eben ein wenig wie früher.

Es hat mich sehr beeindruckt, wie gut vorbereitet und ausgebildet alle KandidatInnen waren, das gibt ein gutes Gefühl für die Zukunft. Und so verbrachte ich einen wunderschönen Tag in Manhartsberg, eben eine kleine Reise in die Vergangenheit UND in die Zukunft.”

miia: Ehrlicherweise hab ich daraufhin Lust bekommen, diesen Hof zu besuchen. Hab Katharina schon geschrieben und ich hoffe, dass es sich bald auch mal für mich ausgeht, so eine Reise anzutreten. In eine liebevolle Islandpferde – Vergangenheit mit hoffnungsvoller Reiter – Zukunft.

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