Ein Siegerteam mit Herz

So würd ich Doris Szewieczek und Eva Groissmayr und wohl das gesamte Jugendteam des IRC Weistrach bezeichnen. Hab da lang herumgefeilt an dem Titel. Für mich passt er jetzt. Das Team rund um Doris und Eva hat nämlich den Jugend Award 2018 gewonnen, die Trophäe wurde offiziell bei den Österreichischen Jugendmeisterschaften in St. Radegund überreicht.

Strahlende Siegerinnen_Foto von Ulrich Neddens

Überrascht hat es mich nicht, dass nach Weistrach auch der erste Platz der Sport C – Vereinswertung ging. Mit guter Jugendarbeit beginnt wohl der Erfolg eines Vereins, ja, der gesamte Erfolg einer Sportart hängt von der Qualität der Jugendarbeit ab. Wenn die Basis passt, folgt der Rest von ganz allein.

Für mich war es so schön zu sehen, dass mir, als ich die Trophäe für die beste Jugendarbeit Österreichs in St. Radegund überreichen durfte, so viele strahlende Gesichter entgegen gekommen sind.

Foto von Ulrich Neddens

Ich habe Doris und Eva, die in Weistrach für die Jugendarbeit verantwortlich zeichnen, ein bisschen nach ihrem Geheimnis gefragt. In der Zeitschrift iiö könnt ihr die Langversion dieses Interviews lesen. Hier ein paar Ausschnitte daraus!

miia: Was ist das Besondere an Jugendarbeit für euch?

Doris: Für mich ist Jugendarbeit besonders, weil man merkt, wenn Jugendliche Spaß haben. Wenn man sich mit Jugendlichen beschäftigt, bekommt man ein Stück seiner eigenen Jugend zurück, man denkt daran, was man selber oft für einen Spaß gehabt hat. Jugendarbeit ist für mich dann besonders, wenn man sieht, was von den Jugendlichen zurückkommt. Für mich ist es allerdings keine „Arbeit“, sondern eine schöne Freizeitbeschäftigung. Ich mach das gern!

Eva: Für mich ist es die Gemeinschaft, die zählt. Die Jugendlichen sind oft in schwierigen Situationen. Zuhause, in der Schule, die erste Liebe gibt es auch … da ist es schön, wenn sie manchmal zu uns kommen und wir das Gefühl haben, wir können ein bisschen helfen. Tröstende Worte finden. Das gibt es nur in einer soliden Gemeinschaft. Und die haben wir hier im Reitstall, weil wir uns ja sehr oft hier sehen.

Was braucht ihr? Foto von Viktoria Riegler

miia: Was ist für euch das Wichtigste?

Doris: Mir ist es wichtig zu vermitteln, dass Reiten nicht nur Druck, Sport, Konkurrenz ist, sondern dass es vor allem unser aller Freizeit ist, die wir hier miteinander verbringen. Mindestens 50% der Zeit verbringen die Jugendlichen hier nicht mit Training. Es ist ihre Freizeit und mir ist wichtig, dass jeder gesehen wird. Über Sportförderung wird schnell geredet, die scheint sehr wichtig zu sein. Aber hier bei uns gibt es auch genug Kinder, die ein Pflegepferd haben oder ein Pferd, das nicht im Top-Sport mit dabei sein kann. Man kann so viel machen. Man kann den Jugendlichen so viele Ideen mitgeben.

Eva: Mir ist wichtig, dass die Jugendlichen einen wertschätzenden Umgang miteinander haben. Zusammenhalt, mit anderen freundlich umgehen, mit Pferden genauso wie mit Menschen. Ich versuche immer, ein Vorbild zu sein. Ich möchte ihnen außerdem ein bisschen Leichtigkeit mitgeben! Wenn es mal Spannungen gibt, ist es mir wichtig, jeden so zu lassen, wie er ist und seine Stärken zu sehen.

miia: Was habt ihr denn alles gemacht im Jahr 2018?

Doris und Eva: Maaa, viel! Zuerst haben wir einen Neujahrsritt gemacht, einen Faschingsumzug gab es, einen Sport- und Teambuilding – Tag, bei dem wir die Jugendlichen ein Plakat haben machen lassen, was sie sich wünschen, welche Ideen sie haben und was sie zum Gelingen beitragen können. Wir haben auch einen Filmabend gemacht, mit Grillen, Spielen, am Hof übernachten, am Waschplatz Zähne Putzen, eine Nachtwanderung, einen Eiswandertag und einen Ausflug zum Kletterpark. Den Trailtag TTTT hatten wir auch, der ist auch gut angekommen. Eine gemeinsame Ostereiersuche. Achja, und die Pool- and Grill Challenge!

Strahlende Gewinnerinnen

miia: Wie organisiert ihr das alles?

Doris: Wenn wir eine Idee haben, schreiben wir sie in unsere whatsapp-Gruppe und jeder, der kommen möchte, kann dabei sein. Das Geld dafür kommt von unserem Verein, da gibt es ein Budget für Jugendarbeit. Einen Teil davon verdienen sich die Jugendlichen aber auch selber, letztes Jahr zum Beispiel beim Ponyführen am Mostkirtag.

miia: Welche Werte wollt ihr denn vermitteln?

Doris: Es gab auch bei uns im Stall Zeiten, da gab es Spannungen. Es hat Vorfälle gegeben, die sich hochgeschaukelt haben. Das wollten wir verändern. Wir haben viel organisiert, Spiele, die den gegenseitigen Respekt lehren sollen, die andere akzeptieren lehren sollen. Die Jugendlichen sollen ein Miteinander finden und einander respektieren. Da fällt mir ein Beispiel ein: An einem gemeinsamen Abend hat jedes Kind einen Zettel bekommen mit seinem Namen drauf. Diese Zettel gingen dann reihum und jeder Jugendliche sollte für das Kind, dessen Zettel es war, aufschreiben, was ihm zu dieser Person einfällt. Am Ende gab es wunderschöne Zettel, gefüllt mit schönen Worten. Wer wollte, konnte den Zettel laut vorlesen. Es war wunderschön und hat der Gruppe sehr, sehr gut getan. Es gibt natürlich auch bei unseren Jugendlichen hie und da Konkurrenzdenken und auch Neid. Es sind sehr viele Leute „auf einem Haufen“, und mit 13 oder 14 Jahren, wo man gerade mit sich selbst sehr beschäftigt und nicht unbedingt im Reinen ist, ist es halt manchmal nicht ganz so einfach. Ich würde ihnen gern die Unbeschwertheit geben, die ich selbst hatte. Das wäre schön.

Unbeschwerte Zeit am Islandpferdehof_Foto Viktoria Riegler

Eva: Mir ist auch wichtig, dass gerade jetzt wieder, wo die Turniersaison angefangen hat, der Sportgeist siegt und nicht der Konflikt. Dass Jugendliche lernen, sich mit anderen zu freuen. Dass die, bei denen es gerade gut läuft, am Boden bleiben, die anderen mit Misserfolgen umgehen lernen. Es läuft nicht immer alles super. Mir ist wichtig, dass sie lernen, dass der Umgang mit dem Pferd nicht bedeutet, sofort die Flinte ins Korn zu werfen, sondern sich durchzukämpfen, nicht mit dem Kopf durch die Wand zu wollen, sondern geduldig und ausdauernd zu sein. Sie müssen lernen, dass nicht alles sofort funktionieren muss. Nachsichtigkeit im Umgang mit dem Pferd, sich selbst und anderen. Das ist wichtig.

Trophäen gesponsert von Dani Sasse

miia: Warum habt ihr beim Jugend-Award mitgemacht?

Doris und Eva: Mir hat Johanna K. gesagt, wir sollen da unbedingt mitmachen und so haben wir am Anfang des Jahres ein Brainstorming gemacht und während des ganzen Jahres mehr mitdokumentiert als sonst. Wir haben immer schon viel unternommen, letztes Jahr aber einfach mal mitgeschrieben und viele Fotos gemacht. Der Jugend – Award war ein toller Anreiz.

Foto von Ulrich Neddens

miia: Wie habt ihr euch gefühlt, als ihr erfahren habt, dass ihr gewonnen habt?

Doris und Eva: Am Abend der Bekanntgabe sind wir wie auf Nadeln alle miteinander im Clubhaus gesessen und haben auf die Live Schaltung gewartet. Das Video hat aber nicht und nicht aktualisiert werden können, wir sind immer nervöser geworden. Und dann – als wir es endlich gewusst haben, haben wir uns soooo gefreut. Wir waren sehr euphorisch und hatten auch genug Kindersekt dabei zum Feiern!

Gewinner – Portfolio

miia: Werdet ihr dieses Jahr wieder mitmachen?

Doris: Ja, wir werden wieder mitmachen. Die Vorbereitungen für den Waffelstand laufen schon!

Eva: Ich denke schon. Aber es soll kein Muss werden, keinen Verpflichtungscharakter haben, weil wir letztes Jahr gewonnen haben. Wir müssen mal Ideen sammeln und schauen, was daraus wird.

Ihr wollt auch mitmachen? Nichts leichter als das! Bitte sammelt all eure Aktivitäten des Jahres 2019, macht ein paar Fotos davon und schickt uns eure Sammlungen bis spätestens 15. Jänner 2020. Für die ersten drei Plätze gibt es wieder Geldpreise zu gewinnen und Schilder, mit denen gezeigt werden kann, was passiert: Ausgezeichnete Jugendarbeit nämlich. Die Schilder wurden dieses Jahr übrigens offiziell bei der Jugendmeisterschaft 2019 in St. Radegund überreicht.

Ein ganz herzliches Dankeschön an den IRC Weistrach, den Islandpferdehof Gut Sachsengang, den Josefihof, den Islandpferdeverein Hollerbach, den Windhof, die Andorfer Pferdefreunde, das Oberhaitzinggut, den IRV Mühlbachweide, den ISV Telfs und den Quellenhof fürs Mitmachen. Für mich seid ihr alle Sieger.

Die Fotos dieses Beitrags wurden von Ulrich Neddens und Viktoria Riegler zur Verfügung gestellt. Einen ganz herzlichen Dank dafür!

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