Der miia-Adventkalender

Heute ist Weihnachten noch genau 3 Tage entfernt. Für manche Menschen ist dieser Tag deshalb ein hektischer Tag. Für manche ist er aber unvergesslich. Ich weiß zum Beispiel, dass heute eine Mutter am Flughafen ihre Tochter umarmen wird, die nach langer Zeit auf Weihnachtsurlaub aus Island nachhause kommt. Aber für noch jemanden ist dieser Tag ganz besonders. Caro hat mir geschrieben und das heutige Adventkalenderfoto geschickt. Und weil diese Liebesgeschichte sooooo von Herzen kommt, konnte ich sie einfach nicht kürzen. Habt ihr vielleicht fünf Minuten Zeit?

Foto by Philip Kastan

Hier kommt Caros einzigartige, wundersame, Fast-Weihnachts-Geschichte. Unterbrochen von wunderschönen Fotos, die mir Caro geschickt hat. Ein Kompliment und ein Dankeschön an die Fotografen (Namen unter den Fotos zu finden!), die es geschafft haben, diese Liebesgeschichte in Bildern zum Leben zu erwecken.

Foto by Verena Hackl

“Der 21.12. ist eindeutig mein Lieblingstag im ganzen Jahr. Warum? Weil es der Jahrestag von meiner Maus und mir ist. Aber mal von Anfang an! Am 21.12.2001 bekam ich eine SMS von meinem Papa mit dem Inhalt „Sie gehört dir!“. Ich war gerade im Wirtschaftsinformatik-Unterricht, habe die SMS natürlich gelesen und bin in der Sekunde schreiend und heulend aufgesprungen und aus dem Raum gelaufen. Den Blick der Lehrerin kann sich glaub ich jeder vorstellen 🙂 . Dann habe ich meinen Papa angerufen, um sicher zu gehen, dass ich das alles nicht nur geträumt habe. Nein, ich hatte es nicht geträumt! Sie war jetzt wirklich meines. Mein Pony. Aber wer ist sie?

Foto by Kristina Weiherer

Sie ist Stjarna vom Hausruckhof. Und genau dort habe ich sie auch kennengelernt, am Hausruckhof. Eigentlich hätte ich ein anders Pony von dort bekommen sollen, Dimmalimm, nur als ich meinen Papa endlich davon überzeugt hatte, dass wir ein Pferd brauchen, war sie schon verkauft. Für mich ist natürlich eine Welt zusammengebrochen, heut würd ich meinen, es war Schicksal, sonst hätte ich ja meine Maus nie gefunden?!

Deprimierte Töchter müssen was ganz Schlimmes sein, denn mein Papa meinte dann, ich dürfte mir ein anders Pferd aussuchen. Im April war ich dann wieder mal am Hausruckhof, ich wusste, dass die jungen Pferde zum Anreiten in den Stall gekommen sind und ich dachte mir, vielleicht ist da ja das Richtige für mich dabei. Also ging ich durch den Stuten-Laufstall, um die jungen Damen anzuschauen. Da war ein hübscher Fuchs und ein hübscher Rappschecke und dann ging ich ums Eck und sie kam von der anderen Seite. Wir sind beide stehen geblieben und haben uns angeschaut und für mich war klar. DIE ist es und keine andere und ich glaub, sie dachte sich das Gleiche.

Foto by Caro

Also auf zum Reitlehrer und mal nachfragen, wer sie ist. Ja, die wird gerade angeritten, nein, du darfst sie nicht reiten. Aber streicheln, putzen und lieb haben und das hab ich dann auch gemacht. Im Sommer habe ich dann am Hof gearbeitet, reiten durfte ich sie noch immer nicht, aber betüdeln sehr wohl. Nach kürzester Zeit kam Maus (der Name passt perfekt) auf das kleinste Rufen von mir, folgte mir auf Schritt und Tritt und mir wurde immer mehr klar, ich muss sie haben. Und dann kam der schlimme Tag, den wohl viele Pferdemädchen kennen. „Es kommen Pferdekäufer, Stjarna ist auch in der engeren Auswahl!“ Verzweiflung, Panik – was nun? Mein Papa wusste noch nichts von ihr, aber ich musste es ihm jetzt irgendwie sagen, also schickte ich eine SMS mit dem Inhalt „Ich habe mich verliebt“.

Foto by Kristina Weiherer

Ein paar Tage kam keine Antwort, dann ein „in wen“ und dann war mein Papa glaub ich sehr froh, dass es einfach nur um eine schwarze Stute ging und nicht um einen zukünftigen Schwiegersohn, sodass er sich am Hausruckhof nach dem Preis für das Wunderpony erkundigte. Fazit, viel zu teuer! Die Pferdekäufer hatten sich zum Glück für ein anders Pferd entschieden, aber ich war natürlich trotzdem am Boden zerstört. Und dann vergingen einige Monate, in denen mein Papa extra mehr gearbeitet hat, um mehr Geld für das Pony zu bekommen und in denen er immer wieder probiert hat, den Preis zu verhandeln – erfolglos.

Bis zu diesem 21.12.2001, an dem er es wieder probierte, weil er wusste, dass mich wohl kein Geschenk wirklich glücklich gemacht hätte und das hat wohl auch den Verkäufer überzeugt, denn die beiden konnten sich endlich auf einen Preis einigen.

Also eigentlich hätte Maus am 24.Dezember unterm Baum „stehen“ sollen, aber alle Väter, die schon mal eine trauernde Tochter daheim sitzen hatten, wissen, dass mein Papa diese drei Tage nicht mehr warten hätte können. 15 Jahre sind seit diesem Tag vergangen und ich kann sagen, es gab seit dem kein besseres Geschenk mehr und das wird es auch nie mehr geben, denn meine Maus ist das größte Geschenk und das Beste, was mir je passiert ist.

Foto by Verena Hackl

Ich bin dann natürlich nach Weihnachten sofort nach Oberösterreich gefahren. Und es werden mich sicher einige für verrückt halten, aber ich bin Maus kein einziges Mal geritten, bevor sie mir gehörte. Durfte ich ja nicht, aber für mich war so oder so klar, dass, egal wie sie zu reiten ist, es wird schon passen. Ich hatte zu dem Zeitpunkt also keinen Plan, wie viel Gänge oder Temperament sie hatte, ich wusste nur, sie war angeritten.

Dann war es soweit, der erste Ritt auf meinem eigenen Pony. Wir sind ausreiten gegangen, nur wir zwei, in den ruhigen Winterwald und es war einfach perfekt. Kurz darauf hab ich sie zu mir geholt und sie ist nach Marchegg gezogen. Es stellte sich raus, dass Maus drei nette Gänge hat und man sie antölten müsste. Da mir dazu die Erfahrung gefehlt hat, hab ich sie zum Antölten in Beritt gegeben. Irgendwie hatte ich das Gefühl, Maus hatte da nicht soooo viel Lust drauf. Also haben wir das mit dem Tölt wieder gelassen. Grundsätzlich ist Maus von der gemütlichen Sorte. In der Bahn gehen findet sie langweilig dafür durchs Gelände fetzen umso lustiger. Perfekt, ich geh am liebsten Ausreiten. Aber gerade am Anfang hörte ich recht oft, ob ich sie nicht lieber wieder verkaufen will und mir ein anders Pferd kaufen will? Eines, das töltet! Eines mit dem ich Turniere reiten kann! NEIN! Keine einzige Sekunde wollte ich das. Eine bunte Schleife, die ich vielleicht mit einem anderen Pferd mal auf einem Turnier gewonnen hätte, wäre nämlich niemals vergleichbar gewesen mit all dem Glück, das Maus mir jeden Tag bringt.

Foto by Verena Hackl

Egal wie furchtbar mein Tag war, egal was für schlimme Dinge passieren, es reicht ein Blick von ihr und es ist alles drum rum vergessen. Ich kann bei jedem Ausritt einfach die Seele baumeln lassen, weil ich weiß, sie würde nie etwas Blödes machen. Ob springen mit Halsring, reiten mit Regenschirm, Schlitten-Jörning, Bobby-Car Jörning (was echt mega viel Lärm macht) oder einfach lustige Ausritte ohne Sattel, ich weiß, ich kann ihr immer vertrauen.

Sie passt immer auf mich auf und hat mich in den 15 Jahren noch kein einziges Mal „verloren“. Sie ist mein größtes Glück, mein Seelentröster, mein ein und alles, mein Herz- und Seelenpferd. Das klingt alles so romantisch kitschig, aber es ist einfach so. Und ja, ich glaube an Liebe auf den ersten Blick, denn genau das war es bei Maus und mir.

Wir sind in den 15 Jahren auf vier verschiedenen Höfen gestanden und haben jede Menge miteinander erlebt. Keine einzige Schleife haben wir auf einem Turnier gewonnen und trotzdem habe ich jeden Tag jede Menge Spaß mit ihr. Was ich damit sagen möchte: Es kommt so oft vor, dass Leute ihr Pferd verkaufen, um es gegen ein „Besseres“ zu tauschen. Und ich denke, dass manche danach drauf kommen, dass sie ihr Herzpferd verkauft haben, mit dem sie am Ende das ganze Jahr mehr Spaß gehabt hätten, als im Sommer ein paar Schleifen zu bekommen.

Für alle, die in dieser Situation sind – hört auf euer Herz. Als ich Maus bekommen habe, war sie fünf, nun ist sie also 20. Langsam wird sie weiß auf der Stirn und über den Augen. Aber sonst benimmt sie sich noch immer so, als wäre sie fünf. Sie ist fürchterlich unerzogen, will immer Leckerlies haben, scharrt am Putzplatz herum, kann nicht ruhig stehen, benimmt sich beim Beschlagen immer sehr kreativ (vielen Dank Trausti, dass du seit 14 Jahren mein Mausi erträgst). Ich dachte immer, wenn sie älter wird, wird sie ruhiger – war wohl nix. 
Aber das ist auch gut so, ich bin froh, dass sie so fit ist und zum Glück macht sie alles in ihrer unglaublich herzigen Art so, dass man ihr ohnehin nicht böse sein kann.

Foto by Verena Hackl

Noch dazu hat sie jetzt den Zirkustrick „lachen“ gelernt und wenn sie einen dann so anlächelt, dann muss man einfach mit lachen. Ich hoffe, wir haben noch unendlich viele schöne gemeinsame Jahre und können noch unendlich oft den 21. Dezember miteinander feiern. Den besten Tag im ganzen Jahr.

miia: Sorry, diese Geschichte musste heute einfach sein. Sooooo schön. Einfach Gänsehaut. Habt noch einen wunderbaren 21. Dezember.

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