Frau Kekhs kontrolliert die Ausrüstung

Heute meldet sich dankenswerterweise Frau Kekhs zu Wort. Aus aktuellem Anlass. Sie war letztes Wochenende auch auf der ÖM in Stadl-Paura und hatte die Ehre, so manche Ausrüstung zu kontrollieren. Und hat bemerkt, dass es da einige Unsicherheiten unter den Reitern gibt. Ihr Finger war auch in Gefahr, das sei nur mal nebenbei erwähnt 🙂 ! Mir wurde ein bisschen schwummrig, wenn ich daran denke, was es offensichtlich alles geben kann. Gut, dass ganz streng kontrolliert wird. Find ich super. Und Frau Kekhs hat mir versichert, dass es heutzutage selten vorkommt, dass überhaupt etwas gefunden wird. Soll sie euch aber alles selber erzählen. Ich übergebe gleich mal wieder die Tastatur an die liebe miia-Gastdozentin:

Die FEIF schreibt bei Worldranking Turnieren eine Ausrüstungskontrolle von 25% der Pferde vor, die am Turnier teilnehmen.

So, jetzt kommt die große Frage: „Was ist denn das???!!!! Muss ich das auch machen???!!!“

Bei der Ausrüstungskontrolle überprüft der eingeteilte Richter oder Ringsteward, ob Sattelung & Zäumung, sowie Beschlag und Schutzmaterialien (dazu zählen auch Ballenschoner & Co.) dem Reglement entsprechen, sowie ob das Pferd keine blutigen Verletzungen davon getragen hat, die aus dem vorangegangenen Reiten resultieren. Wir sprechen von Wunden an oder im Maul, sowie an den Beinen. (Anmerkung: das erledigt keiner der fünf Richter, die im jeweiligen Bewerb in der Bahn tätig sind, sondern ein eigens dafür eingeteilter Sechster).

Bitte ganz wichtig!!! Wenn ihr nach dem Bewerb zur Ausrüstungskontrolle gerufen werdet, ist dem unbedingt prompt Folge zu leisten. Andernfalls läuft man Gefahr eine Verwarnung (gelbe Karte! Achtung teuer!) zu erhalten, oder womöglich gar eine Disqualifikation vom Bewerb.

Auch ganz wichtig!!! Wenn ihr nun artig dasteht, und auf eure Kontrolle wartet, dürft ihr nichts am Pferd verändern (d.h. ihr lasst Nasenriemen, Sattelgurt etc. zu, und gebt auch kein Leckerlie!!!!!). Ihr wartet geduldig auf die Anweisungen des Richters und leistet denen Folge!

Jener Richter checkt:

• ob der Nasenriemen in der richtigen Position und nicht zu fest ist (3 Finger am Nasenrücken!), und in Kombination mit dem Gebiss dem Reglement entspricht;

• ob das Gebiss dem Reglement entspricht und nicht zu fest eingeschnallt ist;

• ob der Beschlag dem Reglement entspricht. Bei Verwendung von Platten ist auch nicht alles erlaubt – wenn ihr Glück habt, ist euer Hufschmied mit dem Reglement vertraut – wenn nicht, müsst ihr ihm die entsprechenden Absätze der FIPO unter die Nase halten.
Die Huflänge darf 9 cm nicht überschreiten (ab Stockmaß 145cm ist 9.5 erlaubt) – auch hierfür gibt es schlüssige Skizzen in der FIPO;

• dabei checkt der Richter auch die Beine, Ballen, Kronränder etc. Sollte hier eine offene Verletzung vorliegen, tritt die sogenannte „Blutregel“ in Kraft, und das Pferd/Reiterpaar muss von diesem Bewerb disqualifiziert werden. Üblicherweise trifft da die letzte Entscheidung der Chefrichter, wobei er mit dem Reiter die weiteren Möglichkeiten abklärt (z.B. ob ein Start in der nächsten Prüfung/Finals noch möglich ist…);

• zu den Beinen zählt dann auch noch der Check der Ballenschoner und anderer Schutzmaterialien. Diese dürfen pro Bein 250 g nicht überschreiten. Achtung! Nasse Bandagen oder ähnliches, die dazu führen, dass man mehr als 250 g am Bein hat, werden als Entschuldigung/Ausrede nicht akzeptiert!

• das Maul des Pferdes wird auch noch kontrolliert, und zwar nicht nur auf Verletzungen in den Maulwinkeln, sondern auch die Innenseiten der Backen. Zu dem Zwecke lässt es sich nicht verhindern, dass der Richter in das Maul hineingreifen muss (um die Zunge zu fixieren, oder die Backen zur Seite zu ziehen, um Einsicht in das Innere zu haben). Hier ein Nebenvermerk zum Foto: es ist die freie Entscheidung des Richters, das zu tun – stellt er sich dabei ungeschickt an, und verletzt sich, ist das sein Problem… und außerdem ziemlich schmerzhaft.

Gehen wir davon aus, dass hier keine Beanstandungen waren, ist alles gut.
Liegen im Maulbereich Verletzungen vor, hängt alles weitere von deren Schwere ab. Blutige, offene Stellen führen zur Disqualifikation und womöglich zu einer gelben Karte, weil davon auszugehen ist, dass grob geritten wurde (zumeist lassen da schon die Noten der 5 Richter in der Bahn Schlüsse zu).
Bei leichten Druckstellen führt das üblicherweise zu weiteren Kontrollen nach jedem Bewerb.
Bei fortgeschrittenen, nicht blutigen Stellen wird üblicherweise wieder der Chefrichter involviert, der die weiteren Möglichkeiten mit dem Reiter abklärt.

So. Bei euch und eurem Pferd war alles in Ordnung? Dachte ich´s mir! 🙂

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